NWA am 01.12.2001
in Stuhr

"Franzl Schumann-Shows sind die besten" - ein Satz, den wir oft gehört hatten und Grund genug war, uns von Franzls Show wenigstens den letzten Tag anzusehen, nachdem ganz groß ein "NWA-Weltmeisterschaftskampf" zwischen Franzl Schumann und Robby Brookside auf dem Programm stand - anscheinend Grund genug, um den Eintritt von 30.- auf 40 DM raufzuschrauben (bzw. 35 DM hieß es noch zuvor an der Hotline). Aber gut - wird sich schon lohnen, dachten wir.

Kurz vor unserer Abfahrt verewigten wir uns noch mal auf Moonsault mit einer passenden Mail und fuhren gegen 10:00 Uhr los in Richtung Bremen. Wie üblich war die Strecke mit vielen Geschwindigkeitsbegrenzungen gekennzeichnet und auch der anhaltende (Sprüh-)Regen machte Geschwindigkeiten über 160 KM/h zumeist unmöglich.

In Stuhr angekommen verfluchten wir erst mal unser Navigationssystem, welches die Bremer Straße nur bis Hausnummer 60 kannte und wir nach eigener Nase kreuz und quer durch die Gegend rangierten, bis wir endlich an der richtigen Aral-Tankstelle den dahinterliegenden Autohof erkannten - und auch ein gewisses Zelt. Gegen 15:30 Uhr war die Gegend jedoch noch ausgestorben und wir ließen uns erst mal im nahegelegenen "Lara´s" nieder - einer der besten Gastlichkeiten, die ich jemals in der Nähe einer Veranstaltung erblickte. Umso später es wurde, desto mehr Wrestlingfans ließen sich dort nieder und um ca. 18:30 kamen auch noch etliche Wrestler mit dazu. Irgendwann nach 19:00 Uhr sattelten wir um zum Schumann´schen Zelt und standen erst mal eine Zeit lang draußen im Regen, weil es drinnen nicht weiter ging. Irgendwie hatte ich den Eindruck, die Dame an der Abendkasse hätte Schlaftabletten genommen :-)).

Als wir endlich dran kamen um unsere vorbestellten Karten abzuholen, guckte ich erst mal etwas dämlich, da die Damen an der Hotline, bei welcher wir die Karten reserviert hatten einen Preis von 35 DM nannte - hier vor Ort die Karten jedoch auf einmal 40 DM kosteten. Böses Faul!! Mit einer ersten schlechten Erinnerung im Kopf bezahlten wir dann notgedrungen 40 Märker pro Karte und suchten die erste Reihe nach unseren reservierten Plätzen auf, wo wir dann zum zweiten mal überrascht wurden. Man hatte es nicht geschafft, sechs Plätze nebeneinander zu reservieren, sondern 4 zu 2 um die Ecke - getrennt von einen Durchgang :-((. Aber okay - besser als gar nichts.

Nachdem sich die Show um etwa 20 Minuten verspätete war noch genug Zeit, mit anderen Fans sowie einigen der Aktiven zu plaudern, auch wenn die Zahl der bekannten Gesichter diesmal nicht so groß war wie ansonsten. Vermisst habe ich vor allem die ganzen Moonsault´er sowie einen Teil der Promoter, die man ansonsten auf (fast) jeder Veranstaltung trifft. Zumindest wurden wir über die Highlights der letzten Tage aufgeklärt - besonders oft wurde der geistige Ausfall von Eddie Steinblock diskutiert, als er sich am Abend zuvor nach seinem Kampf mit einer politisch nicht mehr ganz zeitgemäßen armhebenden Geste dem Publikum präsentierte. Als hätte ich’s nicht am frühen Morgen schon auf Moonsault gelesen :-)). Und so was darf sich "professioneller Wrestler" nennen ... tssss. Auch heute war er wieder übel unterwegs, besonders als er später während der Veranstaltung Blackhart beim Fotografieren etwas stärker anrempeln musste, während er an der Zeltwand entlanglaufend die Bierbar anvisierte. Wenn er schon keinen Kampf hatte, musste er sich wenigstens außerhalb des Rings ein wenig daneben benehmen. Aber zurück am Anfang:

Als Peter William am Entrance sichtbar wurde erahnte man, dass die Show bald beginnen würde und kurz darauf beglückte uns dieser auch mit einer seiner üblichen trockenen Ansprachen. Etwas gequält ließ ich das ganze an mir vorbeilaufen während ich in Gedanken ein Assembler-Programm schrieb, um aus den drei Tastatur-LEDs ein Lauflicht zu Programmieren, um am PC etwas "weihnachtliche Stimmung" zu bekommen ;-)). Hey - irgendwie muss man sich ablenken, denn vom ersten Wort Williams bis zum Beginn des ersten Kampfes verging doch einige Zeit, wie man sich vorstellen kann.

Den Opener bestritten Mr. Natural Wonder und Patrick G.E.I.L. Schulz, wobei Karsten durch seine arrogante Art wieder aufs Furchtbarste vom Publikum denunziert wurde, während Patrick sich immer mehr zum Publikumsliebling entwickelt. Ich persönlich verfolge seit gut anderthalb Jahren seinen Werdegang und muß gestehen, daß er immer besser wird. Vielleicht war das auch Grund, seinen früheren Ringnamen "Low Down" (= sinngemäß übersetzt "ganz unten") abzulegen. Doch leider ließ man ihn verlieren - das Publikum stand jedoch weiter hinter ihm ;-)).

Im nächsten Match pinnte Bernard van Damme zurecht Igor nach einen etwas durchwachsenen Match. Man sah wieder einmal mehr was dabei rauskommt, wenn man einen Highfligher gegen einen Brawler antreten lässt.

Im dritten und letzten Match vor der Pause siegte Iceman gegen Michael Kovac durch Auszählung. Dieses meiner Meinung nach beste Match des Abends, das zum Teil auch außerhalb des Rings fortgesetzt wurde, hätte lockerst als Mainevent durchgehen können.
Und um es vorweg zu nehmen - es war bei weitem besser als der Mainevent. Problematisch für Kovac ist nur, daß Iceman mit wenig Gestik das Publikum auf seine Seite zieht - aber glücklicherweise schrieen auch noch ein paar Zuschauer für Michi :).

Während der Pause hatte man Zeit zum Fotoshooting, Autogramme sammeln, Wrestler-Smalltalk und kulinarischen Dingen sowie zum Toilettengang "im Dunkeln" :-) oder einfach, um sich außen ein wenig abzukühlen, denn im Zelt herrschte eine "angenehme" Wärme, die auch noch im T-Shirt ertragbar war. Ich dagegen hatte mich kleidungsmäßig auf eine ausgefallene Heizung eingestellt und war dankbar, in der Pause ein wenig Luft schnappen zu können.

Nach der Pause zeigte das Team Prince Zefi & Leon van Gasteren super Leistungen und Moves, die ich z. T. zum ersten mal sah´. Hut ab! Man kann sich vorstellen, dass sie ihre Gegner Maverick und Cybernic dagegen alt aussahen. Letzteres Team zeigte zumindest, dass es die Fallschule des Wrestlings super beherrscht - auch wenn ich zumindest von Maverick auf anderen Veranstaltungen schon super Matche sah.

Der "lang erwartete" Mainevent kam in Form eines Rundenmatches und nach reichlich viel Gelabere - es war tötlich! - trat Franzl Schumann gegen Robby Brookside an, welcher durch anscheinenden "Heimvorteil" von einen sichtlich altersschwachen Franzl unglaubwürdig gewonnen wurde, womit sich dieser kurz nach seinen Comeback neuer NWA-Champion nennen darf. Zuerst dachte ich, Franzl will das Match nur langsam angehen lassen - aber diese Geschwindigkeit hielt er bei - abgesehen von ein paar schnellen Aktionen zwischendurch. Auch wenn die Mehrheit der schreienden Wrestlingfans auf Franzls Seite waren, hörte man zurecht von verschiedenen Seiten immer wieder Sprechchöre wie "Altenheim! Altenheim!" und ähnliches. Ob Schumanns Comeback wirklich eine so gute Idee war, darüber darf spekuliert werden. Für den Wrestlinginsider wird es ein Rätsel bleiben, wie der drahtige und durchtrainierte Robby Brookside dieses Match verlieren konnte bzw. trotz technischer Überlegenheit verlieren musste. Imho war es dieses Match nicht wert, dass der Eintritt um 10 DM verteuert wurde.

Alles in allem betrachtet war die Show eher mittelmäßig. Wir waren beruhigt zu sehen, daß selbst die sogenannten Profis in ihren Matchen vor Upfucks nicht verschont bleiben. Ansonsten war es erstaunlich, dass selbst nach zehn Tagen noch etwa 450 Besucher kamen. Aber das lag vermutlich an der Tatsache, daß wir Samstag hatten.

Die Heimfahrt von nicht weniger als 580 Kilometer zog sich mal wieder wie ein langer Kaugummi. Problematisch waren vor allem die etwa 150 Kilometer, die wir bei Nebel mit Sichtweiten von 30 - 50 Meter zurücklegten. Und wenn man mal schneller fahren hätte können, kamen die netten Geschwindigkeitsbegrenzungen, d. h. es waren mehrheitlich Streckenabschnitte begrenzt, in denen kein Nebel herrschte. So war es bereits kurz nach 7:00 Uhr, als wir in unsere Tiefgarage rollten. Der Sonntag verlief dann eher schlafender weise :-)) .....

Verletztenliste unsererseits: verkrümmte Gehörgänge durch Peter William