XCW - "~ A New Testament ~ Cage of Cruelty"
am 29. Januar 2005 in Attaching

Wir schreiben den 29.01.2005 und halten fest, dass wir an diesen Samstag allseits bekannte Aktivitäten zeigten, wobei die Gründe dafür vielfältig waren. Zum einen wollten wir unser neues Navigationssystem von Garmin ausprobieren und zum zweiten waren wir gespannt, ob unsere neue Sony DSC-F828 Digicam in düsteren Veranstaltungsumgebungen endlich mal vernünftige Fotos macht oder ob wir Dank eines technisch fragewürdigen Fokus auch hier im Schnitt jedes dritte Exemplar aufgrund von Unschärfe oder einen zu spät reagierenden Auslösers in die Tonne treten dürfen wie beim Vorgänger DSC-F717. Und nebenbei erwähnt wollten wir noch eine Wrestlingshow besuchen, damit unser technischer Ausflug auch einen Sinn hat. Da am heutigen Samstag XCW und ACW veranstalteten sollte man unseren Aufenthalt ab Spätnachmittag in Weinheim vermuten, aber aufgrund der größtenteils grauenhaften ACW-Card haben wir uns dann doch lieber für die XCW entschieden, von deren Shows viele Moonsaulter schwärmen - und die müssens ja wissen.

Eigentlich schade um die ACW - in den Jahren 2002 und 2003 wäre es keine Frage gewesen welchen Event wir besuchen. So waren wir 2002 sechsmal und 2003 fünfmal in Weinheim, um die besten Shows bei gut gefüllten Hallen anzusehen. Aber seit Dirk Hadameck als Comissionier zurückgetreten ist und man diese Aufgabe an Matthias Treu übertragen hatte wurden die Veranstaltungen immer lauer und damit auch von Show zu Show entsprechend weniger besucht, was dazu führte, dass finanziell bedingt immer weniger namenhafte Wrestler gebookt wurden - ein Teufelskreis. Als dann auch noch die alljährlich im Dezember stattfindende Wild Christmas 2004 aus organisatorischen Gründen abgesagt wurde verlor ein Großteil der Fans die letzte Hoffnung an der einst vorbildlichen Liga.

Aber kommen wir wieder zurück zu unseren Erlebnissen an besagtem Samstag. Irgendwann so gegen 15 Uhr saßen Blackhart und ich in unserer Karosse bayerischer Herkunft und fütterten das Navigationssystem mit den erforderlichen Daten. Kaum hatte dieses seine Mindestanzahl von erforderlichen Satelliten gefunden, penetrierte uns die weibliche Stimme des Systems mit Fahranweisungen. Praktisch sind diese elektronischen Helfer ja zweifelsohne - aber warum fahren die grundsätzlich mit der Kirche ums Dorf? Nach etwas komplizierter Fahrt landeten wir schließlich doch noch auf der Autobahn in Richtung München. Obwohl es einfacher gegangen wäre schickte uns das Navi dann kurz nach Ingolstadt auf die Landstraße, wo wir die letzten (geschätzt) 30 Kilometer auf abenteuerlichen Straßen zu meistern hatten. Irgendwie erinnerte mich das ganze Szenario an eine gewisse Fahrt nach Betzdorf die ebenfalls kein Ende nehmen wollte.

Im -9°C kalten Attaching angekommen suchten wir eine dreiviertel Stunde vor Einlass den Vorraum zur Halle auf, wo schon jetzt zig Leute warteten, um sich einen guten Platz zu sichern. Nach ein paar Minuten sind wir dann aber doch lieber zur Gaststätte übergewechselt und haben dort die Zeit bis kurz vor 17:45 - dem offiziellen Einlasstermin - totgeschlagen, bevor wir wieder zurückkamen und vor der Auswahl standen, entweder bis zur Öffnung der Pforten im Freien zu frieren oder sich inside von hundert wartenden Wrestlingfans erdrücken zu lassen. Wir entschlossen uns für letzteres, da es im Gebäude wenigstens warm war. Nach und nach kamen immer mehr Wrestlingfans in den Vorraum und man bekam eine Vorstellung, wie sich wohl Sardinen in der Dose fühlen mussten – ein breites Rempeln und angerempelt werden.

Mit einer Verspätung von einer viertel Stunde wurden wir eingelassen. Nun hieß es schnell zu handeln, um einen guten Platz zu bekommen. Aber kein Problem - in der zweiten Reihe war noch einiges frei. Aufgrund der Tatsache, dass mehr Fans als anscheinend erwartet kamen, baute man die Sitzreihen seitlich mit weiteren Stühlen aus was letztendlich dazu führte, dass vor uns in der ersten Reihe zwei neue Plätze entstanden. Ohne lang zu verhandeln setzten wir uns um - leider direkt am Ringpfosten, der uns im weiteren Verlauf des Abends viele guten Fotos versaute. Endlich kam man dazu sich etwas umzusehen und als erstes peilte ich das Selbstvergötterungsvideo von Sick, das ein Beamer am Entrance auf eine Videoleinwand projektierte. Auch der Entrance ist eine Erwähnung wert, da man getrennte Eingänge für Heels und Faces aufgebaut hatte – sieht man auch nicht oft. Zu unserer größten Überraschung hatte man den angekündigten Stahlkäfig für den XCW-Titelkampf Sick vs. Manfred Drexler um den Ring bereits aufgebaut. Man wollte damit verhindern, dass sich die Fans durch eine längere Aufbauphase langweilen. So wurde aus dem Opener gleichzeitig der Mainevent. Ich hätte für einen derartigen Mainevent dann doch lieber eine längere Wartepause verstanden statt selbigen gleich am Anfang einer Veranstaltung zu sehen - das wertet den Titel meiner Meinung nach ab und die anschließende Kämpfe werden dadurch ebenfalls uninteressanter, da sich eine Show von Kampf zu Kampf doch steigern sollte und der Mainevent das i-Tüpfelchen darstellen sollte.

Nach einer kurzen Ansprache des nicht allzu wortgewandten Ringsprechers wurden auch schon die beiden Kontrahenten vorgestellt, während wir als leichte Asthmatiker bereits jetzt die großzügig eingesetzte Nebelmaschine verfluchten, die uns im Übrigen ebenfalls noch einige gute Fotos versaute. Als erste Aktion ließ sich Sick mit der Deutschen Nationalhymne feiern. Dazu mussten alle Zuschauer aufstehen. Als man im Anschluss Drexler´s Hymne spielte wurde dieser von Sick angegriffen - für uns war dieses Heelverhalten etwas unverständlich, da Sick als Lokalmatador doch heute eher seine Faceseite rauskehren sollte. Etwas verdutzt verfolgten wir schwitzend diese Unlogik. Schwitzend deswegen, weil die Heizung anscheinend auf höchster Stufe lief, was in der Halle zu tropischen Temperaturen führte. Im Ring entwickelte sich derweil ein heftiger Kampf - teilweise mit Highspots von der Oberkante des Käfigs aus. Aber am Ende kam was kommen musste -> Sick verließ als erstes den Käfig nachdem er Drexler vom höchst gelegenen Punkts aus einen Superplex in die Ringmitte verpasst hatte. Und von nun an darf sich seine Göttlichkeit als XCW-Europameister anbeten lassen, was Steffnator und ein paar andere Youngsters auch gleich taten – war ein lustiger Anblick. Für einen Opener war der Kampf durchaus in Ordnung, für einen Mainevent vielleicht doch etwas intensitätsarm, d. h. die Pausen zwischen den einzelnen Aktionen waren meiner Meinung nach dann doch etwas zu lang. Aber die spektakulären Aktionen aus voller Höhe machten das ganze wieder wett.

Beim Delaware Championship Wrestling International Titelmatch setzt sich Red Hot Russ gegen Ares durch. Ein sehenswerter Kampf ohne Höhen und Tiefen, aber wie üblich gut vom wortgewaltigen Publikum begleitet, während sich der mit Spanngurten zusammengehaltene Ring so langsam aber sicher zu zerlegen begann. Aber das Mechanikerteam, welches ständig mit Nachbesserungsarbeiten beschäftigt war, hatte die Lage unter Kontrolle.

Im Dritten Kampf sahen wir SigMastaRappo gegen seinen Schüler (?) Golden Boy. Der Kampf bestand zum überwiegenden Teil aus Basics und erinnerte mich an meine ersten Trainingseinheiten bei Legendary - was jedoch keinesfalls negativ gemeint sein soll. Obwohl sich Sigi um Leistung bemühte beendete der drahtige Golden Boy den Kampf zu seinen Gunsten durch den „Roll the Dice“.

Den vierten und letzten Kampf bildete ein etwa einstündiges 6-Men-Tag-Team-Match, bestehend aus Trouble, Jersey und Don Roid vs. Bruder Michael, Cardinal Colen und Mr. Erotic (Absolute Andy), das mit der Zeit dann doch ein wenig langweilig wurde. Besonders amüsiert haben wir uns über Jersey, die mit ihren 50 Kilo an geballter Mädchenpower den Zwei-Zentner-Koloss Mr. Erotic etwas unglaubhaft von den Beinen fegte. Aber sie war nicht das einzige weibliche Wesen das unter den Fans für Erheiterung sorgte: eine selbsternannte „Möchtegern-Offizielle“ in Form einer jungen Zuschauerin lief seit Beginn der Show immer wieder zum jeweiligen Ref des Kampfes und erinnerte ihn an seine Aufgaben, wenn dieser mal wieder blind am Ringseil stand während die Heels zu dritt ihren Gegner bearbeiteten oder andere linke Aktionen stattfanden. Die Schönheit vom Lande besuchte anscheinend zum ersten mal eine Wrestlingshow - was haben wir gelacht! Solche kleinen Zwischenfälle bewahrten mich bei diesem lang gezogenen Match vor dem Einschlafen. Irgendwann - wir haben schon nicht mehr daran geglaubt - fand der Kampf durch einen Pin von Mr. Erotic an Trouble sein Ende. Im Anschluss kam es zu mehreren run-ins und damit zu einer abschließenden Massenschlägerei.

Um nicht von den aufbruchwilligen Zuschauern erdrückt zu werden war nach dem Event erst einmal abtauchen angesagt, das heißt wir haben so schnell es geht unsere sieben Sachen gepackt und uns in unsere Karosse verzogen, wo wir uns per Navi wieder auf die Autobahn und von da in Richtung Nürnberg lotsen ließen. Während Blackhart sich um den Verkehr kümmerte überspielte ich schon mal unsere Fotos aufs Notebook, um mit kritischen Blicken die Qualität unserer neuen Digicam beurteilen zu können. Irgendwie scheint der Blitz nicht das wahre zu sein - die meisten unserer Fotos waren viel zu dunkel. Zum Glück gibt’s ja eine Bildbearbeitung die das wieder zumindest einigermaßen ausgleicht. Aber ärgerlich isses schon: Da gibt man fast 1000 Euro für Kamera und Zubehör aus und muss feststellen, dass das Vorgängermodell bei Shows bessere Fotos zustande bringt. Punkt 23:45 Uhr erreichten wir unsere Tiefgarage, fünf Minuten später saßen wir vor den Computern - Blackhart um die Fotos nachzubearbeiten, ich um sie in ein webtaugliches Format zu wandeln und um die entsprechenden Thumbnails und .html-Seiten zu erstellen. Irgendwann um halb drei Uhr morgen war alles fertig und die Fotos auf ´m Webserver übertragen, die Homepage aktualisiert und ein entsprechender Hinweis auf Moonsault hinterlegt. Während die ersten User bereits wenige Minuten später auf unserem Webserver herumhüpften legten wir uns schlafen, weshalb der Bericht an dieser Stelle auch abrupt endet.

Geschrieben: Robby Ventura