XCW - Suicidal ReVolution VI
am 07.05.2005 in Attaching

Es war ein langweiliger Samstagnachmittag und wieder saßen wir im Auto, unterwegs zu einem Event. Bei dem bescheidenen Wetter konnte man auch nichts besseres tun, denn seit den frühen Morgenstunden war der Himmel schwarz wie die Nacht, während es wie aus Eimern goss. Auf der Autobahn konnte man den Vordermann zumindest auf eine Entfernung von maximal zwanzig Metern noch an seinen Rücklichtern erkennen, alles was weiter entfernt war verschluckte der Regenvorhang. Unter diesen Bedingungen waren wir ganz dankbar, als wir in der Nähe des Münchner Flughafens von der Autobahn auf die Landstraße wechselten, um darauf die letzten Kilometer bis zum Attachinger Sportplatz zurückzulegen. Dort angekommen fanden wir auch sofort einen Parkplatz an der Halle. Da in der Vorhalle noch nichts los war begaben wir uns in die Sportgaststätte, wo wir die Zeit bis 17 Uhr totschlugen. Danach ging’s wieder zurück zur Location, wo Wrestlingcorner.de bereits seinen DVD-Stand aufgebaut hatte. Während wir stöberten, füllte sich die Vorhalle mit zahlreichen Wrestlingfans. Auch Steffnator kam irgendwann mit seiner Truppe und einer von denen zauberte eine leere Flasche Meister Proper aus seinem Rucksack, auf dessen Aufkleber statt dem Kopf des Werbemännchens ein Foto von Ares Gesicht klebte - wie haben uns schier weggeschmissen vor Lachen. Psycho - ein Talent wenn es um Schriften geht - zauberte in Minutenschnelle das passende Plakat.

Irgendwann so gegen 18 Uhr wurden wir eingelassen. Unsere Plätze waren gut gekennzeichnet und wie abgesprochen mittig zum Ring - mein Dank an wrestlingcorner.de! Da bis zur Show noch reichlich Zeit war machte ich die Runde und staunte nicht schlecht, was Steff´ und seine Kumpanen alles zum Ring schleppten, u. a. Tröten, eine Trommel, etliche Plakate usw.

Irgendwann betrat der XCW-Ringsprecher in den Ring und begrüßte die Fans mit dem Rücken zu uns, Blick immer auf den Entrance gerichtet, wo eigentlich nur ein halbes Dutzend Zuschauer saßen. Kann den Typen vielleicht mal einer beibringen, dass er bei seiner Ansprache auch mal die Fans eines Blickes würdigt? Mir blieb das deswegen so gut in Erinnerung, weil ich eigentlich ein Foto von ihm schießen wollte, der Typ sich aber einfach nicht umdrehen wollte. Nach wenigen Worten - Peter William könnte sich daran ein Beispiel nehmen - begann auch schon der erste Kampf mit "The Strongest Man of the World" Don Roid vs. "The Cardinal" Colen, wobei letzterer bei seinem Einzug mit "Ratzinger"-Chants begrüßt wurde. Wir sind in unserer Ecke mal wieder zusammengebrochen, d. h. ein Lachanfall jagte den nächsten. Obwohl Bruder Michael des Öfteren in das Match eingriff und aufgrund dessen aus der Halle verwiesen wurde, siegte letztendlich das "Superschwergewicht" Don Roid aus "USA / Musclebeach" *ablach* dank eines kurzen Eingriffs von Trouble :-).

Was sich im darauf folgenden 5-Man-Handicap-Match zum Ring quälte ist unbeschreiblich - "German tanks are rolling on"! Beim Anblick von Team Armageddon (Violator & Volcano) - dem schwergewichtigstem Tag-Team, dass ich jemals live zu Gesicht bekommen hatte - fühlte ich mich plötzlich unterernährt, ja schon fast magersüchtig. Irgendwie so rein optisch war das Team eine Mischung aus einem nicht unbekannten Promoter und King Kong Bundy - ja, das war wirklich eine fette Überraschung. Die entsprechenden Chants ließen auch nicht lange auf sich warten. Wenn jemand schon so eine Wanne vor sich herschiebt sollte er nicht auch noch mit mehr oder minder freiem Oberkörper in den Ring steigen. Im krassen Gegensatz bestand das gegnerische Team aus drei schmächtigen "Youngsters" (Taifun, Lazio Fee, Rising Kid ), die zu dritt 70 Kilo weniger auf die Waage brachten als die beiden vom Team Armageddon, wobei mir die Highspots der "Kids" teilweise sehr imponierten - würde sagen, das rettete auch den Kampf, denn von Violater und Volcano kam nicht allzu viel rüber, was bei dem extremen Übergewicht auch nicht anders zu erwarten war. Leider siegte das Team mit der halben Tonne Lebendgewicht (optisch geschätzt) dann doch noch - der arme Ring!

INTERVIEW:
"Gentleman" Manfred Drexler über seine Verletzung und seine Zukunft und er kündigte an das er im Main Event der Ref sein würde

Trevor besiegt Sig Master durch DQ. Nach einen Kampf ohne Höhen und Tiefen fesselte Sigi seinen Gegner mit Handschellen ans Ringseil und vermöbelte ihn nach Strich und Faden und wurde aufgrund dessen disqualifiziert.

Im 3-Way-Dance besiegt Mr. Erotic ("Absolut Andy" - irgendwie eine Mischung aus Till Schweiger [optisch] und Patrick "Geil" Schulz [Gimmick] – aber immer realistisch wirkend) seine Gegner Chris the Bambikiller & Trouble nach einen relativ hart geführten Kampf, der größtenteils außerhalb des Ring stattfand. Klasse Leistung von Mr. Erotic und Trouble - zwei Leute, die sich von Show zu Show steigern. Bambi zeigte zwischendurch den beiden Wrestling-"Newcomern", dass er ihnen aufgrund seiner jahrelangen Ringerfahrung haushoch überlegen ist. Besonders erwähnenswert ist der Back-Suplex, als Bambi Trouble mitten in ein schräg am Ring angelegtes Absperrgitter ablegte.

Im Ladies Match besiegte Jersey ihre österreicherische Gegnerin Vampira die - wäre sie nicht mit ihren Namen angekündigt worden - vermutlich niemand mehr erkannt hätte. Hatten wir sie alle in Lederoutfit mit blutverschmiertem Mund in Erinnerung so staunten wir alle über das Mädel im knallroten "Kostüm", das sich hier mit Jersey auf einen Kampf einließ, der zwischendurch mehr an NightClub-Schlammcatchen erinnerte als an Wrestling, wobei ich von Jersey schon bessere Matches sah. Technisch gesehen war’s bis auf ein paar Aktionen zwar nicht unbedingt ein Reißer, "optisch" war’s in Ordnung, wie die meist jüngeren Besucher fanden.

Z Shootingstar Sick besiegte Ares und verteidigte damit seinen XCW-Europe-Title erfolgreich - ein schöner Kampf, bei dem auch die Fans mitgingen – oder sollte ich besser sagen “aufgingen“. Man hatte fast das Gefühl, die Halle würde von all dem Geschrei jeden Moment zusammenbrechen. Besonders "Schweizer Proper" Ares musste sich einiges anhören. Special-Ref "Gentleman" Manfred Drexler zählte die Coverversuche nach seinen Heel-to-face-turn von Ares "völlig unparteiisch" extra langsam durch, den Pin von Sick in Highspeed. Ohne diesen kleinen Vorteil hätte womöglich Ares noch gewonnen - aber ich schätze, dann hätten ihn die Fans gelyncht ;-). Danach kam es noch zu einem kurzen Run-In von Cardinal Colem, Bruder Michael und Mr. Erotic, den Manfred Drexler jedoch sehr schnell wieder beendete - eine sehr schöne Geste.

Nach der Show war noch mal Allgemeintratsch mit Wrestlern und Fans angesagt. Viele fanden die Show eher mittelmäßig - mir jedoch hat’s gut gefallen. Schon allein aus dem Grund, weil organisatorisch alles geklappt hat (Danke noch mal für die guten Plätze!), weil es keine Euro-Show üblichen Upfucks gab und natürlich auch, weil man nicht direkt nach der Show aus der Halle geworfen wurde wie bei anderen Veranstaltern, sondern sich noch in aller Ruhe mit den Leuten unterhalten konnte. Irgendwann konnten wir uns dann doch noch losreißen und haben die Heimreise im üblichen Stil angetreten - Blackhart am Steuer, ich daneben mit dem Notebook auf den Oberschenkeln auf dem Beifahrersitz. Unsere Gebete auf der Anfahrt wurden anscheinend erhört, da auf der kompletten Heimfahrt kein Regentropfen fiel. Und hätten uns nicht so viele Geschwindigkeitsbegrenzungen genervt, wären wir spätestens nach einer dreiviertel Stunde Autobahnfahrt zuhause gewesen - wenn die Autobahn einmal frei ist!! Aber auch so sind wir relativ schnell im 160 Kilometer entfernten Nürnberg angekommen. Zuhause folgte die übliche Foto- und Computerorgie, danach war Schlafenszeit angesagt.


Verletztenliste: Nichts, keine Ausfälle der Technik, des KFZs oder des Beifahrers ;-).

Geschrieben: Robby Ventura