Erlebnisbericht Amerikaurlaub

(Untertitel: Nie wieder Lufthansa oder Alamo!)

 Ich würde über diesen Urlaub kein Wort verlieren wenn er so abgelaufen wäre, wie man sich für gewöhnlich selbigen vorstellt. Die besten "Highlights" hab ich in diesem "Tourbericht der besonderen Art " zusammengefasst und hoffe, dass kein Leser mit selbigem Ärger zu kämpfen hat.

Alles begann am Freitag, den 07. Mai 2004. Als wir gegen 10:15 unsere Koffer beim Check-In der Lufthansa am Nürnberger Flughafen abgaben ahnten wir nicht, was noch alles auf uns zukommt. Das die nette Dame beim Einchecken meinen Reisepass dreimal durchziehen musste um daraufhin eine Minute lang die Bildschirmmitteilungen zu studieren hätte mir eigentlich zu denken geben müssen.

 Um etwa 11:00 Uhr verabschiedeten wir uns von Angehörigen und durchquerten die Personenkontrolle, was hieß: alle Metallgegenstände ablegen, Notebook auspacken, durch den Metalldetektor gehen und da dieser aufgrund meiner Metall-Gürtelschnalle Alarm gab durfte ich mich einen Meter weiter von einen Beamten nach verbotenen Gegenständen abtasten lassen. Was lässt man nicht alles an sich übergehen um seinen Urlaub in Amerika verbringen zu können.

 Um 11:20 hätten wir an Board gehen sollen - aber denkste: Am entsprechenden Flugticket-Check war der Computer abgestürzt und auch nach mehreren Neustarts nicht mehr zum Arbeiten zu bewegen (nein, ich hatte mit der Sache wirklich nichts zu tun :-)). Etwa zwanzig Minuten später konnten wir endlich an Board und mussten den zweiten Upfuck des Tages feststellen: Man hatte es anscheinend organisatorisch nicht auf die Reihe bekommen, ein Ehepaar nebeneinander zu setzen, d. h. wir wurden durch den Gang plus einem Passagier voneinander getrennt. Beim Studium unserer Flugtickets stellte ich fest, dass wir während des Anschlussflugs sogar durch drei Passagiere voneinander getrennt sind. Ist es denn zuviel verlangt dass man ein Pärchen nebeneinander sitzt? Muss man das heutzutage beim Reiseveranstalter bzw. bei Lufthansa extra mit angeben? *Kopfschüttel*

 Die nächste Hiobsbotschaft wurde vom Kapitän des Flugzeugs bekannt gegeben, denn nachdem das Wetter in Frankfurt "sehr schlecht" war, konnte man nicht starten. Mit einer Verspätung von über einer halben Stunde hoben wir irgendwann mal ab mit einem Flug ins Ungewisse. Nach einem kurzen Flug meldete sich er Kapitän erneut um mitzuteilen, dass es aufgrund der schlechten Wetterlage zu Verzögerungen kommt und wir noch ein paar Schleifen fliegen müssen, was dann auch für einen Zeitraum von etwa zwanzig Minuten geschah. Jeder der schon einmal in einen Schlechtwettergebiet geflogen ist kann sich vorstellen, wo nach diesen zwanzig Minuten unser Magen hing - ich vermutete den meinen in der Nähe des linken Knies.

Irgendwann durften wir dann doch noch landen wo die Upfuck-Serie weiterging. Mit fast einer Stunde Verspätung stiegen wir aus, mein Blick fiel auf einen Computermonitor wo ich auch sofort unseren Weiterflug nach Philadelphia fand - mit der Bemerkung "Gates Closed". Künstlich dumm gestellt fragte ich den netten Mann der Lufthansa, der uns in Empfang nahm, ob diese Bemerkung das bedeutet was ich mir denke. Ich wurde bestätigt, dank der Verspätung des ersten Fluges haben wir unseren Anschlussflug nach Philadelphia verpasst. Aber man versicherte uns, dass wir uns "ganz easy" am Ticketschalter der Lufthansa zu einem anderen Flug umbuchen lassen können. Das sich dieser weniger "easy" am anderen Ende des Frankfurter Flughafens befand mussten wir erst selbst in Erfahrung bringen. Der Weg dorthin kam mir wie eine halbe Tagesreise vor und nachdem wir ein paar "Offizielle" gefragt hatten fanden wir sogar den  richtigen Ticketschalter, wo wir erst einmal eine ganze Zeit lang anstanden, da wir am heutigen Tag nicht die einzigen waren die ihren Flug verpasst hatten. Irgendwann kamen wir an die Reihe und nach zehn Minuten waren wir auf United Airways umgebucht, deren Schalter wir auch noch aufsuchen durften. Dort löcherte uns erst einmal ein Sicherheitsbeamter mit den üblichen Fragen, ob wir von Fremden irgendwas angenommen hatten usw. usw. Am eigentlichen Schalter wurden unsere Plätze festgelegt und ich drängte darauf, diesmal neben meiner Frau sitzen zu können, was auch möglich war - nur Lufthansa scheint damit überfordert zu sein. Leider war kein Direktflug nach Philadelphia möglich, so dass wir erst einmal runter nach Washington D.C. fliegen durften und von dort aus wieder zurück nach Philadelphia – also zusammen ein halber Tag unseres Urlaubs dahin *ächz*.

 Mit etwas Unmut nahmen wir zur Kenntnis, dass der Abflug erst in drei Stunden stattfinden sollte und so waren wir gezwungen, statt an Board des vorgesehenen Flugzeuges in einer der teuren Gaststätten des Frankfurter Flughafens zu speisen und die restliche Zeit "irgendwie" totzuschlagen, was aber kein Problem war, da die Bedienungen in diesem Restaurant anscheinend ihren Winterschlaf hielten, d. h. unsere Getränkebestellung wurde 12 Minuten nach unserem Eintreffen getätigt, die Getränke erhielten wir weitere 10 Minuten später. Selbst mit dem Bezahlen hatte man es nicht eilig. Erst nachdem ich über einen Zeitraum von über einer viertel Stunde immer wieder lautstark auf mein Begehren aufmerksam machte (...man kann sich meinen Gemütszustand vielleicht denken...) kam wirklich mal jemand zum Kassieren vorbei.

 Etwas genervt machten wir uns auf den Weg zu unserem Terminal wo wir erneut durch eine Personenkontrolle mussten, wo unser Handgepäck gecheckt wurde und wir wieder angegrabscht ... äh ... abgetastet wurden. Weiter ging es zur Passkontrolle am Schalter des Bundesgrenzschutzes und daraufhin ZU EINER WEITEREN PERSONENKONTROLLE!! - diesmal durch amerikanisches Sicherheitspersonal - also wieder die gleiche Prozedur, nur diesmal mit Schuhe ausziehen. Und bevor wir die Wartezone von United betreten durften fand eine erneute Kontrolle der Tickets und Reisepässe statt und ich war kurz vorm Ausflippen, denn irgendwann reichts! Man kommt sich vor wie ein Schwerverbrecher! Diese Unverhältnismäßigkeit an vorgespielter Sicherheit ist meines Erachtens absolut erniedrigend.

 Aber kommen wir zum zweiten Flug. Nachdem ich Platz genommen hatte stellte ich fest, das die Sitze genauso breit sind wie meine Schultern und so war ich eingequetscht zwischen einen zumeist stummen Gospelsänger ;-) und Blackhart. Dummerweise hatte die Maschine - man wird es fast erahnen - über eine halbe Stunde Verspätung bis sie sich endlich in Bewegung setzte, während ich mit jeder leicht ausladenden Bewegung meine Sitznachbarn nervte. Der Flug ist nur in soweit erwähnenswert, dass United Airlines sich super um die Gäste an Board kümmert, d. h. man kann jederzeit Getränke usw. nachbestellen. Nur etwas breitere Sitze in der Economy-Class würden das menschliche Wohl um Welten steigern. Interessant zu erwähnen sind auch die netten Einreisekärtchen für die USA, die jeder Fluggast auszufüllen hat. Neben Namen, Adresse usw. muss man auf der Rückseite mit Ja oder Nein ankreuzen, ob man am Völkermord im zweiten Weltkrieg teilgenommen hat oder ob man zu Spionage-/Sabotagezwecken einreist *lachl* - selbst im gehabten Fall wäre man ja blöd das anzukreuzen *kopfschüttel*. Ich hab´ mir lange Zeit die Frage gestellt was wohl passiert wäre, wenn ich (Geburtsjahr 1969) bei „Völkermord im II. Weltkrieg“ das Feld „Ja“ angekreuzt hätte. Da man sicherheitspolitisch in Amerika jedoch keinen Humor versteht hab ich´s sein lassen.

Nach zirka acht Stunden Flugzeit im Sperrsitz meldete sich der Kapitän zu Wort der uns mitteilte, dass wir aufgrund der schlechten Wetterlage noch nicht landen können und ein paar Schleifen (wohlgemerkt in der Gewitterzone) fliegen müssen. Zwanzig Minuten lang wurden wir durchgeschüttelt, fielen durch Luftlöcher ab, stiegen wieder auf und ich merkte, wie sich Kreislauf und Magen so langsam verabschiedeten, d. h. man kann durchaus von zwanzig Minuten Folter sprechen, die mir unvergessen bleiben werden. Ich war irgendwann soweit, mir für die Heimreise ein Ruderboot zu wünschen - aber bitte nicht mehr fliegen ;-).

 Aber zum Glück landeten wir irgendwann doch noch und 10 Minuten später durften wir sogar aussteigen, nachdem unser Flugzeug das Rollfeld des Washingtoner Flughafens in der Größenordnung der Stadt Fürth einmal komplett der Länge nach abgefahren hatte. Das gut geschulte amerikanische Personal, welches an jeder Ecke stand, schickte uns in Richtung Immigration, wo nach einer kurzen Wartezeit unsere Reisepässe noch mal gecheckt wurden. Auch durften wir die üblichen Fragen über uns ergehen lassen warum wir in die USA einreisen, wie lange wir bleiben und wo wir wohnen werden usw. usw. Spätestens hier stellte ich mal wieder fest, dass man mit Schulenglisch nicht großartig weiterkam und ich war dankbar darüber, dass Blackhart die weitere Kommunikation übernahm. Obwohl ich ansonsten keinerlei sprachtechnische Probleme zumindest mit dem britischen Volk hatte muss ich zugeben hier in Amerika erst einmal keinen Satz verstanden zu haben. Wer nach Amerika kommt ohne zuvor auch nur ein Wort mit einen Amerikaner gesprochen zu haben wird hier auf ein ernsthaftes Problem stoßen. Und es ist auch auf breiter Ebene niemand da der sich die Mühe machen würde deutsch zu sprechen. Ja, wir sind in Amerika und nicht auf Mallorca, wo jeder Straßenhändler und jede Putzfrau Deutsch spricht! Der Gedankenumsturz erfolgt spätestens ab den Moment wo man versucht einen Amerikaner auf deutsch anzuquasseln und dieser einem mit fragenden Blicken antwortet. Mit dem ersten Fuß in Amerika beginnt auch gleichzeitig die Sprachumstellung wie sie kaum realistischer sein kann (ich brauchte - wie üblich - über eine Woche um mich an den Slang zu gewöhnen).

 Als nächstes durften wir unser Gepäck abholen und zum Zoll weitergehen. Auf halben Weg stand ein Beamter der sich erkundigte ob wir unsere Koffer abgesperrt hatten. Als wir bejahten durften wir erst einmal aufsperren und unser Gepäck zehn Meter weiter zum "Recheck" abgeben.

Als nächstes kam - …. - eine Personenkontrolle, bei der wir nicht nur Schuhe, sondern auch wirklich alles abgeben mussten was aus Metall war, d. h. auch Goldkettchen, Armbanduhr, Gürtel, USB-Stick, Geldbeutel. Danach waren wieder Metalldetektor und Abtasten angesagt. Mit der Sicherheit nehmen es die Amerikaner aus verständlichen Gründen sehr genau. Aber wer aus wirtschaftlichen Interessen Weltpolizei spielt braucht sich auch nicht über globalweite Reaktionen zu wundern.

 Da bis zum nächsten Flug noch eine dreiviertel Stunde Zeit war erkundeten wir ein wenig die Gegend. Nachdem mein PC-gestütztes Navigationssystem nur amerikanisches Kartenmaterial enthält und wir uns endlich auf amerikanischen Boden befanden hatte ich die mehr oder minder kluge Idee, selbiges zu testen, d. h. man sah mich irgendwann mit Notebook und blinkender GPS-Maus am für uns bestimmten Gate sitzen. Ich bin vermutlich der hunderttausendste, der dort mit dem Notebook sitzt, aber 100%ig der erste, der auf die Idee kommt, mitten in der Abflughalle im Flughafengebäude von Washington D. C. vor hundert wartenden Flugreisenden sein Navigationssystem zu testen ;-).

 Der dritte und letzte Flug sollte uns und unser Gepäck von Washington nach Philadelphia bringen. Da sich die Unpünktlichkeiten hier fortsetzten hatte ich ausreichend Zeit mich zu fragen, was es mit diesen vollbeladenen Gepäckwagen auf sich hat, der keine zehn Meter von unserem Flugzeug entfernt stand und um den sich niemand kümmerte. Stattdessen alberten die drei Typen vom Bodenpersonal lieber herum oder telefonierten mit ihren Handys.

Mit kaum erwähnenswerten 35 Minuten Verspätung hob das Flugzeug ab und landete weitere 35 Minuten später in Philadelphia, wo wir nach erfolgreicher Landung erst einmal zehn Minuten warten durften, da keine Flugzeugtreppe zur Verfügung stand *ächz* - und das nachts um etwa 1 Uhr. Tolle Organisation! Nach dem Ausstieg machten wir uns auf die Suche zum Gepäckschalter von United Airlines und stellten fest, dass dort alles (un)mögliche raus kam, nur nicht unser Gepäck. Sofort sprachen wir einen Schalterbeamten darauf an und mussten uns aufklären lassen, dass sich unser Gepäck noch am Flughafen von Washington befinden - wir es aber am nächsten Tag ab 10 Uhr abholen können nachdem wir noch kein Hotel hatten das wir als Lieferadresse angeben konnten. Durch diese Tatsache waren wir gezwungen, uns ein Hotel in Philadelphia zu suchen. Wir waren baff! Geht denn auf dieser Reise wirklich alles schief was schief gehen kann?

 Ich sagte mir "schlimmer kann es nicht mehr kommen" ... - aber wir saßen ja noch nicht in unseren Leihwagen, der abgeholt werden wollte. So verließen wir das Flughafengebäude von Philadelphia - ohne Koffer, nur mit Handgepäck - und ließen uns von einem Bus des Autovermieters Alamo zu dessen Verwaltung fahren. Ich wunderte mich nicht zu gering über das Vehikel. Während die ganzen anderen Autovermieter hierfür große Busse hatten fuhren wir mit einen Bus, den ich rein vom Äußerlichen her sofort auf den Namen „Bananenlaster“ taufte. Aber Alamo soll ja angeblich einer der größten Autovermieter in den USA sein und deshalb dachte ich mir nichts weiter dabei. Vor Ort wollten wir eigentlich auch nur unser Leihauto abholen, das wir in Deutschland laut der Aussage des Reiseveranstalters mit 440 Euro komplett vorfinanziert hatten, nachdem wir alle Optionen festgelegt hatten - Blackhart hat sogar noch mal nachgehakt, ob denn damit wirklich alles bezahlt wäre, was von einer Mitarbeiterin bestätigt wurde. Hier vor Ort dagegen verlangte man von uns noch 368 Dollar extra, weil wir das Vehikel in einen anderen Bundesstaat abgeben wollten (...was wir jedoch mit dem Reiseveranstalter abgesprochen hatten...). Es folgte eine längere Debatte, die freundliche Dame rechnete noch einmal alles durch und kam wieder auf die noch ausstehenden 368 Dollar, die wir hier vor Ort sofort bezahlen mussten – andernfalls würde man uns kein Auto aushändigen. (Auf seiner Internet-Website bietet Alamo übrigens alle von uns gewünschten Optionen auch weiterhin für etwas über 500 Dollar an [Stand: Juni/2004] - wir dagegen haben mit unserer Zusatzzahlung insgesamt weit über 900 Dollar bezahlt - und "lustigerweise" beschreibt Alamo den 2-türigen Chevrolet "Cavalier" auf seiner Website als 4-Türer - und das als einer der größten Autovermieter in den Staaten).

 Nach der Bezahlung des Restbetrags und weiteren zehn Minuten Wartezeit saßen wir geknickt und stark deprimiert in unserem Leihwagen und fuhren den Ausgang von Alamo an, wo wir erst einmal upfuckten, da Blackhart nicht auf Anhieb den Fensterheber fand um mit der Security-Dame an der Schranke kommunikativ in Verbindung zu treten – im Gegensatz zur herkömmlichen Fahrzeugen in den Vereinigten Staaten hatte dieser „Neuwagen“ noch Kurbeln statt elektrischer Fensterheber. Und auch die normalerweise übliche Zentralverriegelung war nicht vorhanden wie sich später herausstellte – aber zurück zum Ausgang von Alamo: Die Dame verlangte die Wagenpapiere, die wir kurzerhand in den vorher noch offenen Kofferraum geschmissen hatten - jetzt aber keinen Hebel oder ähnliches fanden, selbigen wieder zu öffnen. So sehr wir uns auch bemühten, wir fanden nirgendwo um den Fahrersitz unseres Chevrolets einen Knopf/Hebel zum Öffnen des Kofferraums. Ein paar Minuten später meisterte Blackhart das Problem mit der alternativen Schlüsselmethode, während ich weiterhin nach dem fehlenden Handbuch zum Auto Ausschau hielt – aber das gibt es bei Alamo anscheinend auch nur gegen Aufpreis. Kurz: Wir waren alles andere als begeistert.

 Aber okay ... irgendwann - es war irgendwas nach 1 Uhr am frühen Morgen - sind wir wirklich rausgerollt und nun waren meine Fähigkeiten als Navigator gefragt, um ein Hotel zu finden. Als erstes fuckte das GPS-System ab, das einfach keinen Satelliten fand - das passte aber irgendwie zu den restlichen Geschehnissen des Tages. Nach über zwanzig Minuten brachte ich das Teil endlich zum Laufen und navigierte Blackhart auf eine nahe gelegene Hauptstraße, die vom Flughafen aus in Richtung Norden verlief - Hauptsache erst einmal weg vom Airport. Irgendwann mussten wir feststellen, dass wir in einen Schwarzenghetto mit halb zerfallenen Häusern, herumliegenden Müll, reparaturbedürftigen Straßen/Gehwegen, beschmierten Häuserwänden und "seltsamen" Gestalten gelandet sind – hundert mal realistischer als in jedem schlechten Hollywood-Film. Man kann sich das Szenario eigentlich nur vorstellen wenn man wirklich mitten drin steht. Und wir saßen in unseren fast neuen Chevrolet mit glitzernden Schmuck und ich mit dem Notebook auf den Oberschenkeln - also die beste Einladung für jeden Ganoven. Hier nach einen Hotel zu suchen war vielleicht nicht unbedingt die schlauste Idee. Etwas aufgeheizt lotste ich Blackhart wieder zurück in Richtung Flughafen und von dort aus in eine Hotelgegend die eventuell nicht gerade meinen Preiserwartungen entsprach, denn das 4-Point das wir aufsuchten gehörte zur Sheraton-Gruppe und war somit eines der teuersten Hotels der Stadt. Irgendwie zu meiner Erleichterung hatten sie keine freien Zimmer und so fuhren wir weiter in Richtung Hilton, dessen Entrance aber leider gesperrt war und uns zur Weiterfahrt zwang. Es folgte eine navigierte Irrfahrt durch halb Philadelphia und irgendwann erblickten wir deprimiert, down und fertig mit den Nerven eine Hotelfront. Nur der Weg dorthin war alles andere als einfach, da es in Phili anscheinend nur Einbahnstrassen gibt die zwar direkt von den Hotels wegführen, aber keine dahin. Auch von der Hauptstraße aus konnte man den in einer Seitenstraße gelegenen Haupteingang Dank einer Einbahnstraße nicht erreichen, d. h. man musste erst einmal komplett um das Hotel herumfahren um irgendwie hinzukommen. Aber nach etwa zehn Minuten nervenzermürbender Fahrerei hatten wir es endlich geschafft. In der "Fire Lane" (= reservierte Zone für die Feuerwehr, heißt: absolutes Parkverbot) des ersten dreißigstöckigen Hotels mit dem noblen Namen "Wyndham" fanden wir unseren Vorab-Parkplatz :-) - und das, obwohl ein Cop zirka zehn Meter vor uns gerade einen ebenfalls dort geparkten Fahrzeug ein Ticket verpasste. Aber das war uns jetzt irgendwie wurscht. Als wir die etwa 20 Meter hohe Lobby betraten merkten wir gleich, dass es sich bei diesen Hotel um keine Billig-Absteige handelt.

 An der Rezeption angekommen erkundigten wir uns um 1:50 Uhr Morgens nach einem freien Zimmer und nahmen freudestrahlend zur Kenntnis, das für „lausige“ 138 US-Dollar noch eins frei ist - im 18. Stock. Für weitere nicht erwähnenswerte 20 Dollar bekämen wir auch einen Parkplatz in der Tiefgarage des Hotels, hieß es - was wir jedoch ablehnten, da 20 Dollar einfach ein Wucherpreis ist. Schleunigst suchten wir wieder unseren Leihwagen auf und nahmen zur Kenntnis, dass sich vorhin besagter Cop noch immer mit dem Falschparker vor uns herumstritt - gut für uns! Mit Karacho fuhren wir an den beiden vorbei und suchten auf der Straße nach einem freien Parkplatz. Schnell wurde klar, weshalb man im Hotel 20 Dollar dafür verlangen konnte, denn so sehr wir auch suchten, wir fanden einfach keinen freien Parkstreifen und wenn dann doch einer frei war wies ein Schild darauf hin das an dieser Stelle Parken nicht erlaubt sei. So viele Parkverbotszonen wie in Phili findet man in ganz Deutschland nicht. Nach einer Irrfahrt fanden wir einen freien Platz an einer Parkuhr, die wir erst ab 8:00 AM mit einem Dollar pro Stunde füttern mussten. Sichtlich geschafft von den letzten 20 Stunden nahmen wir unser Handgepäck, verzogen uns auf unser Zimmer und nächtigten nach einer kurzen Dusche.

 Seitdem läuft alles glatt - bis auf unsere GPS-Maus von „Earthmate“, die eigentlich grundsätzlich upfuckt, wenn man sie braucht und zu den unmöglichsten Zeiten auf einmal keinen Satellitenempfang mehr hat. Und in Amerika ist man teilweise wirklich absolut verratzt, wenn man eine Ausfahrt zu früh oder spät nimmt und deswegen zig Meilen Umweg fahren darf.

 Der erste Tag im Land der unbegrenzten Möglichkeiten begann mit einer spektakulären Aktion, als man mit einem Hubschrauber die haushohe Klimaanlage des Nachbarhotels im 30. Stockwerk gegen eine neue tauschte. Aber auch wir waren schon unterwegs um ein paar Fotos zu schießen und um uns in Phili ein wenig umzusehen. Kurz vor 10 Uhr sattelten wir die Hühner und fuhren in Richtung Philadelphia International Airport um unser Gepäck abzuholen. Wieder wurden wir Opfer der gigantischen Dimensionen amerikanischer Bauwerke, denn von unserem ersten Parkplatz aus war der Gepäckschalter ca. 15 Minuten zu Fuß entfernt - und soweit wollten wir unsere Koffer keinesfalls schleppen. Also wieder zurück zum Auto gelaufen und einen Parkplatz in der "Sektion D" gesucht. Um ca. 10:40 Uhr landete die heiß ersehnte Maschine mit unserem Gepäck und zehn Minuten später verließen wir damit erleichtert das Flughafengebäude.

Nachdem wir alles verstaut hatten fuhren wir los in Richtung Maryland, also immer die Interstate 95 runter in Richtung Süden. Durch das PC-gestütztes Navigationssystem ließen wir uns zu einem Holiday-In im Camp Springs lotsen. Das sich dieses genau neben der Andrews Airforce Base befand stellten wir erst vor Ort fest. In unserem Hotel angekommen holten wir erst einmal den fehlenden Schlaf der letzten Tage nach. Als wir sechs Stunden später aufwachten stellten wir fest, dass die Klimaanlage ausgefallen war. Da diese jedoch vorher auf höchster Stufe lief war es trotzdem relativ kühl in unserem Hotelzimmer. Ohne uns weiter Gedanken zu machen fuhren wir los zum Shopping. Ein paar Meilen weiter fanden wir den Supermarkt "Giant" der seinen Namen wirklich alle Ehre macht. Nachdem wir (nicht nur) das Nötigste eingekauft und in jeden Winkel des gigantischen Ladens einen Blick geworfen hatten, fuhren wir zurück und hielten Ausschau nach einem Restaurant, was in einem verschlafenen Nest wie Camp Springs um 10:20 PM gar nicht so einfach ist.

 Als wir eine einigermaßen vertrauenserweckende Gaststätte betraten stellten wir fest, dass wir so ziemlich die einzigen Weißen hier sind - bis auf einen schwer besoffenen Typen der uns später erklärte, dass er momentan mit zwei Tussis aus Deutschland auf Tour ist. Mit dem Essen leistete ich mir mal wieder einen Upfuck, da auf der Karte über meinem angestrebten Steak etwas von "Backed Potatoe with Cream" stand und ich davon ausging, dass selbige automatisch mit dazugeliefert wird. Also bestellte ich nur ein T-Bone Steak - und bekam auch ... nur ein T-Bone Steak, mehr nicht. Eiligst bestellte ich noch eine Backed Potatoe dazu die ich zwanzig Minuten später auch bekam, als ich mit meinem Steak längst fertig war - natürlich ohne Cream, denn die hätte man dazubestellen müssen *aaarrgghhhh!* - was einem die doofe Kellnerin ruhig dazusagen hätte können. Irgendwie hatte ich leicht das Gefühl, dass wir  in diesem Restaurant nicht unbedingt erwünscht sind (...und irgendwie kam ich mir auch leicht verarscht vor). So bezahlten wir schleunigst, verließen die Örtlichkeiten und fuhren zurück ins Hotel, wo uns der nächste Schlag traf. Mittlerweile lief die Klimaanlage wieder - den Temperaturen zu urteilen schon seit einigen Stunden da wir das Gefühl hatten, ein Kühlhaus zu betreten. Und - für Amerika üblich - keine Möglichkeit, die Fenster zu öffnen. Aber egal, wir schliefen uns erst einmal aus, um Kraft für den nächsten Tag zu sammeln.

 An unserem zweiten Tag stand der Besuch des Weißen Hauses und des Capitols auf den Plan. Glücklicherweise guckte sich Blackhart die Nachrichten auf CNN an und stellte fest, dass ein Besuch in Washington D.C. am heutigen Tag eher ungünstig erschien, da eine Demonstration mit etwa einer Million Teilnehmern angekündigt war. Unsere geplante Sightseeing-Tour fiel damit ins Wasser. So suchten wir nach einem anderen Ziel und fanden selbiges in unserem "Amerika-Domizil" mit den Namen "Wal-Mart", also unser Lieblingseinkaufszentrum wenn wir in Amerika sind. Mittels Telefonbuch und Navigationssoftware suchten wir den nächstgelegenen Mart raus und riefen dort an um herauszufinden, ob die am Sonntag überhaupt offen haben. Alles kein Problem, wie uns die Stimme am anderen Ende bestätigte - also verzogen wir uns in unseren Chevrolet und fuhren ins nächste navigierte Chaos los in Richtung Bowie. Ein Teil des Crain Highways war leider gesperrt und die beschilderte Umleitung schickte uns direkt in eine Baustelle, wo Sonntags (!) der Beschilderung zu urteilen anscheinend Straßenbauarbeiten stattfanden. Gleichzeitig hatte man die Straße von 6 auf 2 Spuren begrenzt. Das Ergebnis waren zehn (!10!) Kilometer Stau die uns rund eine Stunde Zeit kosteten - wirklich geil diese organisationstalentierten Amis. Irgendwann fanden wir dann doch noch unseren Wal-Mart und kauften ein wie die Weltmeister da dieser Laden wirklich alles hat, was das Herz begehrt ;-). Wer auf der Suche ist nach billigen Jeans / Jeanshemden / Tanktops usw. und nebenbei ein reichhaltiges Lebensmittelangebot zu schätzen weiß, ist hier wirklich genau an der richtigen Adresse. Irgendwie erinnert mich das alles an die Metro, nur zehnmal so groß.

  Nach erfolgtem Einkauf führte uns die weitere Fahrt in den Bundesstaat Delaware und da wir noch nichts gegessen hatten besuchten wir das auf der Strecke liegende "Mix-Fastfood-Restaurant", bestehend aus Taco Bell und Kentucky Fried Chicken – öfter mal was neues. Dank Navigationssystem fand ich  einen geeigneten Weg, der uns zwar an die Interstate 95 führte, aber nicht direkt drauf, sondern nur durch eine Unterführung unten durch direkt in ein kleines Kuhdorf, von dem aus es keinen Weg auf die I95 gab. Also durften wir die letzten 10-15 Meilen wieder zurückfahren bis wir wieder auf das Autobahnkreuz kamen, von dem wir gekommen sind *ächz*. Unser Navigationssystem wurde mir immer "sympathischer"! Da Delaware nur ein vergleichsweise kleiner Staat ist war es keine Überraschung, kurze Zeit später schon die Staatsgrenze nach Virginia zu passieren. Dort angekommen suchten wir wieder ein Holiday Inn auf in Richmond. Cool das diese Hotelkette in jedem Zimmer einen Internetanschluss bietet – Holiday Inn hat bei mir fünf Steine im Brett!!

 Der dritte Tag führte uns nach Fayetteville in North Carolina - die einzige große Stadt in Highwaynähe, welche mir bei meiner Routenplanung ins Auge gefallen war. Das wir uns gerade mal ein paar Meilen von Fort Bragg entfernt befanden war reiner Zufall - irgendwie haben wir´s mit den Militärbasen, aber das wirklich rein zufällig. Weniger zufällig liegen diese anscheinend immer in Ortschaften die nicht weit von der Interstate 95 entfernt sind. Kaum fuhren wir vom Highway runter, fuckte das Navigationssystem ab und fand über einen längeren Zeitraum keinen Satelliten mehr – Delorme´s  „Earthmate“-GPS ist unserer Meinung nach einfach nur Müll wie wir mehrfach feststellen mussten! In diesen Fällen hilft leider nur ein Neustart des kompletten Systems (...), den ich schließlich auch durchführte während Blackhart quasi blind durch die Gegend fuhr.  Da man im dortigen Holiday Inn über keinen eigenen Fitnessraum verfügte und der Pool ausgelassen war stellte uns der nette Hotelmanager einen Tagesausweis für das nahe liegende Fitnessstudio aus - eine nette Geste, die man nicht überall erfährt. Irgendwann in den frühen Morgenstunden, als es gerade hell wurde, nutzten wir das Angebot und mussten feststellen, dass wir um diese Uhrzeit nicht die ersten waren. Die Einrichtung ist in soweit erwähnenswert, dass man Kardiobereich (Laufband, Stepper, Hometrainer) vom Kraftbereich räumlich mit Flur dazwischen getrennt hat, was ich als AKH (=Anonymer Kardio-Hasser) sehr begrüßte, denn nichts ist beim Hardcore-Power-Workout mit schweren bis extrem schweren Gewichten konzentrationspolitisch störender als ein piepsender Pulsfrequenzmesser, ein Laufband mit seinen Schleifgeräuschen oder - noch schlimmer - zwei Damen darauf, die sich gerade über die aktuelle Fitnessmode oder ein anderes hirnverbranntes Thema unterhalten.

 Für den vierten Tag musste ich mal wieder eine Zwischenstation zwischen Jacksonville und Fayetteville finden, also am besten einen Ort, der nicht zu weit vom Highway entfernt war und etwa auf halber Strecke lag. Durch diese Faktoren bedingt kam ich auf Beaufort in South Carolina und ich dachte mir auch nichts böses, als ich die Route festlegte. Die Fahrt verlief auch relativ reibungslos, nur 14 Meilen vor unserem Ziel tauchten auf einmal zwei Jagdflugzeuge auf, die im Tiefflug zirka zwanzig Meter über uns hinweg schossen und mich zwangen, die Örtlichkeiten auf der Karte noch einmal näher zu betrachten. Uuuund neeiiiiinnnn - ich hatte es einmal wieder geschafft das Ziel in eine Militärgegend zu legen - diesmal in eine Stadt in der sich tausende von Marines und deren Familienangehörige aufhielten - ich pack’s ja nicht! Eine ganze Stadt voller Marines! Unbeeindruckt von dieser Tatsache suchten wir weiter nach unseren ausgesuchten Holiday Inn und ... fuhren am Zielpunkt vorbei - ja sind wir denn blind? Wir sahen wirklich alles, nur kein Holiday Inn. Also zoomte ich den betreffenden Kartenausschnitt größer um uns via GPS metergenau zum Ziel leiten zu lassen. Auf der Rückfahrt stellten wir fest, dass an der navigierten Stelle, wo sich unser Holiday Inn befinden sollte, jetzt ein Ramada geöffnet hat - also nächtigten wir halt einmal bei einer anderen Hotelkette. Der Billigpreis von irgendwas um die 65 Dollar rächte sich in einen fehlenden Internetanschluss und einer saulauten Klimaanlage, welche mühelos mein Schnarchkonzert zu übertönen vermochte. Aber ein echter Marine lässt sich von derartigen Kleinigkeiten nicht aus der Ruhe bringen. Um ein paar lustige Urlaubsfotos schießen zu lassen lief ich im Obelix-Kostüm durch die Gegend, wohl wissend, dass man in Amerika Asterix und Obelix nicht kennt. Der schwarze Fahrer eines LKWs hätte bei meinem Anblick beinahe einen Unfall gebaut und auch die Hotelangestellten standen sprachlos zusammen als sie mich in voller Montur am Pool sahen. Während sich Blackhart mal wieder für mein Auftreten ein wenig geschämt hat, habe ich mich königlich amüsiert.

 Der fünfte Tag sollte der letzte auf unserer Tour nach Jacksonville sein. Zum Glück klappte auch alles. Schon fast mit einer Träne im Auge (lach) verließen wir am frühen Morgen Beaufort und durchquerten bei unserer Weiterfahrt Georgia bevor wir Stunden später Florida erreichten. Als Übernachtungsort hatte ich wieder einmal ein Holiday Inn in Strandnähe ausgemacht. Als wir Jacksonville erreichten stellte sich jedoch heraus, dass uns in diesem Hotel die Sicht auf den Strand und auf´s Meer durch mehrere Häuser versperrt gewesen wäre. Also suchten wir ein Hotel direkt am Strand und fanden dieses auch - mit dem noblen Namen "Quality Suites". Dieser Name machte sich auch preislich bemerkbar und durchbrach meine 200-Dollar-Vorstellung, was mich im ersten Moment innerlich noch ein wenig wurmte. Aber kaum hatten wir unsere Suite im vierten Stock betreten und die Aussicht inspiziert waren alle Preisgedanken vergessen. Allein für die Aussicht (Strand, Meer, Horizont) hätte ich vermutlich sogar das Doppelte bezahlt, d. h. der Preis war mehr als angemessen. Neben einem Internetanschluss verfügte das Hotel auch über einen eigenen Kraftraum, welchen ich am Nachmittag und am darauf folgenden Morgen in Anspruch nahm. Die Anzahl der Geräte war zwar sehr begrenzt, aber mit ein wenig Phantasie und Erfindergeist konnte man ein komplettes Fitnessprogramm damit durcharbeiten – auch wenn ich ein wenig schief angeguckt wurde als ich ausgerechnet morgens um 4:30 Uhr meinen Workout im Kraftraum nachging der sich in Lobby-Nähe befand, wo ein Wachmann seinen Hintern auf einen Stuhl absaß.

 Den sechsten Tag verbrachten wir hauptsächlich am Strand bevor wir uns zur letzten "längeren" Fahrt (ca. 84 Meilen, *hüstl*) aufrafften. Der Weg führte uns nach Lake City zu einem verspäteten Mittagessen im stadtbekannten "Gators" und danach weiter nach White Springs, wo wir die zweite Woche bei Bekannten verbrachten. Während ich konsequent jeden zweiten Tag im Lake-City-Pitbull-Gym (M&M) trainierte hielt ich meine Ernährung aufrecht, d. h. seit meiner Ankunft in Amerika mindestens einmal täglich Steak mit backed Potatoe & Sour Cream - an manchen Tagen sogar zweimal. So verdammt leckere Steaks wie in Amerika gibt’s in keinem anderen Land. Und wer Kraftsport betreibt wird sich über das mit Wachstumshormonen durchtränkte Fleisch freuen – einen besseren Steroidersatz findet man nirgendwo *lach*. Bessere sichtbare Fortschritte als in diesem Amerikaurlaub habe ich in den letzten 12 Monaten nicht gemacht – und das ohne Pillenschluckerei, sondern ganz legal im Steakhaus ;-).

Die Heimreise:

Jeder Urlaub hat einmal ein Ende ... und die Upfuck-Serie geht weiter:

 Sehr verfrüht fuhren wir am Freitag, den 21. Mai um kurz vor 15 Uhr los, mussten wir schließlich vor dem Abflug noch unseren Leihwagen abgeben - wenn auch mit einen mehr als mulmigen Gefühl im Magen beim Gedanken an den Heimflug unter Einbeziehung der alptraumhaften Ereignisse unserer Anreise. Die 84 Meilen von Lake City nach Jacksonville waren das kleinste Problem - schließlich kennen wir die Strecke u. a. vom letzten Urlaub in- und auswendig. Überpünktlich gaben wir unseren Wagen ohne weitere Probleme und Verzögerungen zurück, betraten nach kurzer Strecke frisch motiviert das Flughafengebäude und stellten uns nach Einholung entsprechender Informationen am Schalter von United Airways an. 

 Der erste Hammer war schon mal die zig Meter lange Schlange, die auch hinter uns noch stark anwuchs. Der nächste, das sich nichts bewegte, d. h. innerhalb der ersten 20 Minuten kamen wir gerade mal zwei Meter weiter, da im Gegensatz zu den anderen Gesellschaften mit größeren Menschenansammlungen bei United Airways nur zwei Schalter geöffnet hatten - besetzt von 2 Schlafmützen, die einer Schildkröte bestimmt den Namen "Beamtenwindhund" geben würden. Aber bereits nach einer "geringfügigen" Wartezeit von nicht weniger als einer Stunde - also etwa um 17 Uhr Ortszeit - waren wir auch "schon" dran um uns anzuhören, dass unser Flug von Jacksonville nach Washington fast zwei Stunden Verspätung hat und somit von 18:20 auf 20:15 verschoben wird, die Transatlantikflüge ab Washington nur nachmittags stattfinden, wir somit auch keinen Flug von Washington nach Frankfurt mehr bekämen und wir deswegen fast einen (1) Tag in Washington festsitzen werden. Ich war kurz davor, den Schalter auseinanderzulegen. Als hätte ich es nicht geahnt! Bei der Anreise war alles schief gegangen, was schief gehen konnte - und die Heimreise fängt nicht besser an.

 Auf die Frage, ob uns die Fluggesellschaft ein Hotelzimmer stellt wurden wir aufgeklärt, dass dies nur in Frage kommt, wenn die Gesellschaft dafür die Schuld trägt, beispielsweise bei einem Flugzeugschaden. In diesem Falle sei es jedoch ein "Air-Traffic-Problem" (...gemeint war "aufgrund auftretender Stürme...") - und dafür haften sie nicht, d. h. wenn wir nicht geneigt sind auf der Straße zu schlafen müssen wir ein Hotelzimmer aus eigener Tasche bezahlen - zum zweiten Mal in diesem Urlaub! Schöne Aussichten - ....und wieder war ich kurz davor, mir für die Heimreise ein Ruderboot zu wünschen, ABER BITTE NICHT MEHR FLIEGEN!!!!!

 Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass wir geschlagene fünf Stunden bis kurz nach 22 Uhr in der Abflughalle saßen, alle Läden um uns herum ab 18 Uhr der Reihe nach geschlossen wurden und wir danach keine Möglichkeit hatten, an irgendein Grundnahrungsmittel heranzukommen - wir hatten uns schließlich auf die Durchsagen verlassen, die Anfangs noch einen kurzfristigen Anschluss ankündigten. Das diese akustischen Bekanntmachungen so unzuverlässig sind wie die Wirtschaftsprognosen des deutschen Bundeskaspers konnten wir schließlich nicht im Voraus erahnen. Es hat auch niemanden interessiert, ob jemand der wartenden Fluggäste Hunger oder Durst hatte - ein Punkt, der von mehreren Personen bemängelt wurde, die stundenlang auf ihren Anschlussflug warteten. Ich denke, selbst Schlachtvieh wird besser behandelt als zahlende Fluggäste. Und zur Vervollständigung des Eklats mussten wir mit ansehen, wie bei den benachbarten Fluggäste von United (ja, ebenfalls United!), die auf ihren Flug Jacksonville - Chicago warteten, Hotelgutscheine von United-Mitarbeitern verteilt wurden - unter anderem von der gleichen Person, die uns Stunden zuvor noch mitteilte, das die Fluggesellschaft für die Verspätung nicht hafte und aus diesem Grund kein Hotelzimmer bezahlen werde. Ab diesen Moment kommentierte ich alle Durchsagen nur noch mit hocherhobenen Stinkefinger in Richtung des jeweiligen Sprechers - irgendwann ist auch meine Geduld mal zu Ende.

 Gegen 22 Uhr Ortszeit hier kam dann wirklich noch unser Flugzeug der Marke "Sperrsitz supereng" und brachte uns nach Washington D. C. – der Flug ist eine Bemerkung wert: Wir saßen in der vordersten Reihe und waren somit gezwungen, jeden Handgriff des Stewarts mitzuverfolgen, der seinen Austeilarbeiten nachkam. Irgendwann klingelte der Kapitän der einen Kaffee wünschte. Die Reaktion war, dass der Stewart erst einmal zweier seiner „Schiebekästen“ (mit dem die Typen normalerweise durch die Reihen rangieren um den Fluggästen Essen oder Trinken zu bringen) zwischen „Kombüse“ und Fluggäste schob, bevor er die Tür zum Cockpit aufmachte um den Kaffee zu servieren – also Sicherheit pur. Als der Copilot zehn Minuten später ebenfalls nach einem Kaffee klingelte wiederholte sich das Szenario. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Gegen 0:30 Uhr - also kurz nach "Geisterstunde" – landeten wir und waren von der Größe des Flughafens einfach überwältigt. Schätze, man könnte den Frankfurter Flughafen von der Größe her dort problemlos zwanzigmal reinsetzen. Ab da mussten wir uns mal wieder selbst durchbeißen bis wir endlich jemanden fanden der uns z. B. Auskunft geben konnte, wo man die Telefone für die Hotelreservierung, Taxis usw. findet – ja, das Teil ist wirklich megagroß und Du findest wirklich absolut nichts wenn Dir niemand hilft der sich dort auskennt. Kurz bei Holiday Inn angerufen brachten wir in Erfahrung, dass dort noch freie Zimmer vorhanden sind wo wir nach einer ca. 3-4 Meilen langen Taxifahrt für 8,85 Dollar plus 1,15 Dollar Trinkgeld auch landeten und ein Zimmer orderten über das man nicht meckern kann und das neben einer kleinen Küche, Kühlschrank und TV auch über einen kleinen Konferenzraum mit Internetanschluss verfügte. Einziges Manko: bis spätestens 12 Uhr Mittag des Folgetages mussten wir wieder draußen sein wenn wir nicht einen zweiten Tag bezahlen wollten - unser Flug ging jedoch erst 17:30, d. h. wir mussten etliche Stunden irgendwo herumgammeln um die Zeit zu überbrücken.

 ...ich war an dieser Stelle mal wieder gespannt welche Upfucks am nächsten Tag auf uns warten würden – hatte ich mittlerweile einen absoluten Horror vor den restlichen beiden Flügen beim Gedanken, was noch alles schief gehen könnte und hoffte, dass ich nach diesem Urlaub nie wieder in meinen Leben ein Flugzeug betreten muss - ich werd´ mich mit Händen und Füßen dagegen wehren, aber bloß um Himmels Willen nie wieder fliegen!

Kurz vor 12 Uhr PM sattelten wir am Samstag, den 22. Mai die Hühner und checkten uns aus dem Holiday Inn aus. Die beiden mehr mexikanisch als amerikanisch sprechenden Personen an der Rezeption baten wir noch darum, uns ein Taxi zu rufen, welches eine viertel Stunde später auch vor dem Hoteleingang stand: Ein alter Lincoln aus den frühen 70´ern mit abgewetzten weißen Ledersitzen und Lehnen, mit allerlei Gerümpel im Kofferraum und absolut keinen Hinweis darauf, dass es sich bei diesem Fahrzeug in irgendeiner Form um ein Taxi handeln könnte. Mit so ziemlich gleichen Gedanken stiegen Blackhart und ich ein, wobei ich meinen Platz für den Fall der Fälle direkt hinter dem Fahrer im Mafia-Look fand. Die ganze Atmosphäre hatte etwas von einem schlechten Hollywood-Film, in dem es um ein gefaktes Taxi geht welches dazu dient, harmlose Urlauber zu entführen. Als unser Fahrer kurz nach der Abfahrt dann auch noch mit dem Handy am Ohr zu telefonieren versuchte kamen bei uns die paranoidesten Phantasien auf. Aber zum Glück fuhr uns der Typ doch zuverlässig auf den schnellsten Weg zum gewünschten Steakrestaurant (wo er 12 Dollar plus 2 Dollar Trinkgeld kassierte) und zwei Stunden später für lausige 25 Dollar plus 5 Dollar Trinkgeld wie vereinbart zum Airport, wo wir erst einmal den Schalter von United Airways löcherten. Die darauf folgende Sicherheitskontrolle verlief im selben Stil wie in Frankfurt, also wirklich alle Metallgegenstände ablegen inkl. Gürtel und Schuhe. Da diesmal kein Alarm losging wurden wir auch nicht weiter begrabscht. Ein irreparabel hohes und wirklich sehenswertes Teil von einem Flughafenbus brachte uns zu unseren Wartebereich, wo wir erst einmal die Gegend erkundeten.

 Mein Blick fiel natürlich unweigerlich auf ein öffentliches CNBC-Terminal welches dazu diente, die Besucher des Sicherheitsbereiches mit den aktuellen Nachrichten zu berieseln – mehr Funktionen waren nicht vorgesehen. Da das Teil mit einer Tastatur ausgerüstet war dauerte es keine Minute bis ich die richtige Tastaturkombination herausgefunden hatte, um eine Webadresse eingeben zu können und somit auf unsere Vereinshomepage zu kommen - die Gesichter der umherstehenden Leute hättet ihr sehen sollen - *göttlich*. Nur Blackhart ist mal wieder im Boden versunken. Um noch eins draufzusetzen schaffte ich es innerhalb weniger Minuten, mich auf unserem Board einzuloggen und ein Posting zu hinterlassen. Es geht doch nichts über einen kostenlosen Internetzugang, den man hier im Sicherheitsbereich des Flughafens ansonsten vergeblich sucht. Ja, man kann guten Gewissens behaupten, dass ich endlich mal wieder Spaß auf einen Flughafen hatte.

 Den nächsten Spaß hatte ich mit einem kostenpflichtigen Internet-Terminal, wo man für teures Geld ein paar Minuten surfen konnte. Dummerweise stürzte mir das Teil nach einigen Tastaturkombinationsversuchen ab und ließ sich bis auf den Mauspfeil auch nicht mehr zum Leben erwecken. Ich ließ anscheinend mal wieder meinen kompletten Frust an der Technik ab.

 Was man in der Abflughalle des Washingtoner Airports vergeblich sucht sind öffentliche Steckdosen, d. h. den Notebookbesitzern geht nach einiger Wartezeit für gewöhnlich der Strom aus. Aber zum Glück stand genau an der Reihe mit den öffentlichen Telefonen von Verizon eine Sitzbank. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich direkt unter der Ablage des mittleren Telefons hinten an der Wand grundsätzlich zwei unbenutzte Steckdosen befinden - vermutlich für den Service. Normalerweise sieht man sie auch nicht, außer man kniet sich hin und guckt unter die Ablage. Ich nahm Platz, packte Notebook, Netzteil und US-Norm-Adapter aus - und ... und hatte im Gegensatz zu den restlichen Notebooktbenutzern hier eine Minute später Strom :-)).

 Irgendwann kam eine Durchsage, dass sich alle Passagiere unseres Fluges am Terminal in der Abflughalle melden müssen. Auch Blackhart stellte sich an und wartete geschlagene 20 Minuten um sich den Protest der United-Mitarbeiterin anzuhören die sich darüber aufregte, weil uns der Typ vom United-Schalter gestern zwei Plätze in der Business-Class reserviert hatte. Nach ihren Worten sei das untersagt, d. h. wir hätten die Plätze erst nicht bekommen dürfen. Auf den Einwurf von Blackhart, dass wir dann evtl. zwei oder mehr Tage Verspätung hätten bekam sie zur Antwort, dass dies egal wäre, streng nach dem Motto "Zahlen und Maul halten!" -ohne Worte-! Ja, die Fliegerei und vor allem der Service am Kunden "überzeugten" mich immer mehr – oder anders ausgedrückt: einen derartigen Affenzirkus hab´ ich in meinen Leben noch nicht erlebt. Bitte nie wieder fliegen! Und schon gleich gar nicht nach Amerika! Und am wenigsten mit Lufthansa oder United Airways!

 Mit einen leicht mulmigen Gefühl im Magen zählten wir ab 16:30 Uhr die Minuten bis wir an Board gelassen wurden und von da ab die restlichen 45 Minuten bis zum Abflug ("hoffentlich kommt niemand, der uns von unseren Business-Plätzen verjagen möchte"). Ich – schwerstens genervt und stinksauer auf die Fliegerei, Adrenalinspiegel gen 800 - war fest entschlossen, meinen Platz im Falle einer Widerrufung mit Faustrecht zu verteidigen, d. h. entweder wir behalten unsere Plätze oder landen im amerikanischen Vollzug, egal mit welchen Konsequenzen - schließlich hatten wir gültige Boardtickets auf denen die Plätze aufgedruckt waren. Zum Glück hob das Flugzeug pünktlich ohne besondere Vorkommnisse ab. Ich glaube, wir haben uns die Plätze nach all dem Chaos auch redlich verdient.

 In den zirka acht Stunden an Board haben wir soviel gefuttert wie noch nie auf einen Flug. Man kann sich den himmelweiten Unterschied zwischen Business- und Economy-Class einfach nicht vorstellen – letztere hatten wir ja beim Hinflug. Während man im Business-Bereich Wein, Champagner usw. in Gläsern und die hochwertige Nahrung auf Porzellan serviert bekommt wird der lieblose Economy-Fraß - ja, es ist wirklich Fraß (der zwar sättigt aber trotzdem Fraß bleibt) - in verschiedenfarbigen Kunststoff serviert. Für Nürnberger Verhältnisse ausgedrückt ein Unterschied wie Maritim und Rehbock ;-). Business-Class scheint auch was für Alkoholiker zu sein, da alle viertel Stunde ein Stewart mit seinem Wagen, beladen mit Wein und Champagner, durch die Gänge rangierte. Man kann sich eigentlich gar nicht so richtig auf den Spielfilm auf dem Klapp-Display konzentrieren, da man ständig gefragt wird ob man noch etwas möchte. Wer von einem größeren Durst geplagt wird kann sich hier die Kante geben - wenn auch auf vielen Etappen, da das Volumen der Gläser etwa bei 70-100ml liegt – wer mehr Durst hat sollte sich seinen Maßkrug im Handgepäck mitbringen und ein paar Bier oder sonstige Dosengetränke bringen lassen. Am frühen Morgen, zirka eine Stunde vor der Landung, wurde noch ein Frühstück serviert, bestehend aus fünf verschiedenen Früchten, Fruchtjoghurt, Hörnchen und Kleinkram. Dazu gab es Tee / Kaffee / Wasser / Orangensaft oder was man sich per Sonderbestellung wünschte.

 Um 6:40 Uhr landeten wir überpünktlich in Frankfurt, wo wir uns nach dem Gate unseres nächsten Fluges erkundigten und wie es nicht anders sein konnte lag dieser wie gewohnt am anderen Ende des riesigen Flughafens bei den Inlandsflügen. Und wieder führte uns der Weg über ein Dutzend Treppen, durch kilometerlange Gänge usw. bis wir nach etwa einer viertel Stunde unser Ziel erreichten. Aber der endgültige Flug nach Nürnberg "lag noch in der Luft" da der Himmel wieder einmal schwarz war und meinen Beobachtungen nach über einen Zeitraum von einer Stunde nur noch Flugzeuge landeten, aber keins mehr startete. Irgendwie hatte ich eine fürchterliche Vorahnung und so blieb uns nichts anderes übrig als abzuwarten. Also holte ich mal wieder mein Sub-Notebook heraus und suchte nach einer Steckdose. Um ein paar Ecken wurde ich dann auch fündig, steckte mein Netzteil rein und bemerkte, dass die Steckdose tot war – typisch Deutschland! Aber ein paar Meter weiter stand ein Cola-Automat – und dessen Steckdose hatte Strom *grins*. Neben uns sammelten sich in der Zwischenzeit einige Eltern mit ihren Kleinkindern, wobei letztere bis zum Betreten des Flugzeugs abwechselnd schrille Laute in den höchsten Tönen von sich gaben. Der Gedanke, dass ausgerechnet diese Brut direkt vor oder hinter uns sitzen könnte, zehrte an meinen Nerven. 

 Irgendwann wurden die Pforten geöffnet, wobei man als erstes die Eltern mit den Schreihälsen an Board gehen ließ. Mit einem Schlag wurde es in der Abflughalle aufgrund dessen auch sofort um Welten ruhiger.  Das wir eine viertel Stunde später als geplant an Board durften nehme ich Lufthansa nicht weiter übel, da unser Vogel trotz dessen pünktlich abhob. Zu unserem Glück hatte man die ganzen Eltern mit ihren Schreihälsen in den hinteren Teil der Maschine gesteckt - welch ein Wohl für uns in den vorderen Sitzreihen.

 Meine weiteren Beobachtungen an Board führten mal wieder zu Kritik: Wer bei Inlandflügen mit kleinen Maschinen Business-Class bucht wird vermutlich mehr als enttäuscht sein, da die Sitzreihen dieselbe Breite haben wie in der 'Touristenklasse'. Auch die Abstände zum Vordermann sind in beiden Klassen gleich - ein Wohl auf die Lufthansa :-). Der einzige Vorteil besteht darin, dass man ein belegtes Sandwich, ein Getränk  und was zum Lesen bekommt - und das rechtfertigt dann einen Aufschlag von zirka 100 Prozent??

Nach etwa 25 Minuten Flug landeten wir planmäßig in Nürnberg und warteten an der Gepäckausgabe mal wieder auf unsere Koffer. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie kommt unser Gepäck – egal auf welchen Flughafen dieser Welt - grundsätzlich  als letztes raus - aber wir waren schon dankbar darüber, dass es überhaupt raus kam. Allerdings stellten wir fest, dass unsere Koffer teilweise stärker demoliert und verkratzt waren als in allen vorherigen Urlauben zusammen. Nachdem wir alle fünf Gepäckstücke auf einen Wagen verstaut hatten fuhren wir stillschweigend durch den Zoll - vorbei an den Beamten, die gelangweilt an der Wand lehnten - und ich in Gedanken versunken ob ich meine 3 kurzen Jeans, die 3 Jeanshemden oder 5 Tanktops hätte verzollen müssen. Schätze, die hätten mich ausgelacht – aber man weiß ja nie.

Im Hauptgebäude sichteten wir unsere Angehörigen und staunten ein wenig über die fast winterliche Bekleidung. Im Gebäude hatte es schließlich angenehme Temperaturen. Erst als wir den Vorplatz betraten fröstelte es uns bei etwa 10°C - gleich 25 Grad kälter als in Florida. Nach einer kurzen Fahrt kamen wir zuhause an und schliefen uns erst einmal aus – welch eine Wohltat! Ich hoffe nur, nie wieder (mit Lufthansa) fliegen zu müssen – nein, gebt mir bitte lieber ein Ruderboot ;-). Was den Autovermieter Alamo anbetrifft haben wir uns mittlerweile von verschiedenen Amerika-Besuchern haarsträubende Geschichten mit negativen Erfahrungen anhören müssen. Schade dass man so was erst hinterher erfährt. Aber aus Schaden wird man klug.

Hier eine Zusammenstellung aller zusätzlich entstandenen Kosten:

48   Dollar (ca. 40 Euro) Verpflegungskosten am Frankfurter Flughafen
368 Dollar Zusatzkosten von Alamo
138 Dollar Hotel in Philadelphia durch "Zwangsaufenthalt" wegen Kofferverlust
89   Dollar Hotel für einen Tag Verzögerung in Washington D. C. bei der Abreise
40   Dollar Verpflegungskosten durch 1 Tag Verzögerung in Washington D. C.
10 + 12 + 25 Dollar Taxigebühren am letzten Tag

= Gesamtsumme: 730 Dollar allein an zusätzlichen Kosten, für die wir nichts können

Danke für diese ganze Scheiße sagt

Robby Ventura

Ergänzung: Da wir nicht auf den kompletten Kosten sitzen bleiben wollten sind wir – ich denke mal aus verständlichen Gründen – zum Anwalt gegangen. Ergebnis: Der Autovermieter Alamo behauptet steif und fest, dass diese Zusatzkosten üblich sind und verweist auf seinen Prospekt auf Seite 32, den wir nie von unseren Reiseveranstalter erhalten haben – eigentlich müssten wir letzteren aufgrund dessen ebenfalls vor den Kadi zerren.

 Entgegenkommender war die Lufthansa, die zwar auch zigmal nach irgendwelchen Tickets usw. nachgefragt hat – anscheinend so eine Art Zermürbungstaktik, bis der gestresste Urlauber keine Lust mehr hat irgendwelche Dokumente und Kram nachzureichen – aber zu guter letzt dann doch noch 202 Euro rausgerückt hat. Das steht zwar in keiner Relation zu unseren Rechtsanwaltskosten, aber diese bezahlt ja auch der Rechtsschutz.