PWA “Catch Wrestling Live“
am 11.03.2005 in Karlsfeld

Punkt fünf Uhr "mitten in der Nacht" klingelte der Wecker. Für einen Tag an dem wir eine Show besuchen vielleicht doch etwas ungewöhnlich früh am Morgen. Aber die PWA musste ja ausgerechnet an einen Freitag veranstalten - also an einen Wochentag, an dem wir alle in die Arbeit müssen. Und es gibt auch noch Leute bei denen das Wochenende nicht pünktlich freitags um 17 Uhr oder noch früher beginnt. Aus diesem Grund hat sich von den restlichen Drachenherzen auch niemand dazu animieren lassen mitzufahren, d. h. zu guter letzt fuhren nur Blackhart und ich zum Austragungsort "irgendwo" in der Gegend um München. Mit diesen Gedanken im Kopf stand ich etwas miesepetrig auf und erteilte meinen Radiowecker eine Kopfnuss, die für augenblickliche Ruhe sorgte. Anschließend wankte ich ins Bad und unterdrückte den beim morgendlichen Zähneputzen üblich aufkommenden Würgereiz. Auf den Weg zur Küche betrachtete ich zufrieden unser Gepäck, d. h. unsere ganzen technischen Spielereien waren bereits gepackt, die Zieladresse im Navigationssystem gespeichert und sämtliche Akkus für die Digicams geladen. Beruhigt shakte ich mir einen Proteindrink und leistete bei dessen Verzehr Blackhart Gesellschaft, die bereits im Web surfte. Nach einem kurzen Talk begaben wir uns in die Arbeit und schlugen dort die Stunden bis zum frühen Nachmittag tot. Wieder zuhause angekommen checkte ich noch mal unser Gepäck, ein paar Stunden später war dieses verstaut und wir unterwegs in Richtung München.

Unser Naviagionssystem aus dem Hause Garmin ist mal wieder eine Erwähnung wert! Bei unserer Routenplanung hatten wir angegeben, auf den schnellst möglichem Weg nach Karlsfeld zu kommen. Um einer Geschwindigkeitsbegrenzung aus dem Weg zu gehen lotste uns das Garmin-Teil dann zuerst auf der Autobahn einmal rund um Nürnberg, und statt weiter auf der Autobahn Richtung München zu bleiben schickte es uns auf die A73 Richtung Heilbronn, um etliche Kilometer später V-förmig über die A-sonstwas wieder auf der A3 zu landen. Dank einer Baustelle auf der Heilbronner Autobahn durften wir im Kreis fahren und kamen ein paar Kilometer später wieder an der Ausfahrt vorbei, an der uns das Navi von der Münchner Autobahn geholt hat *ächz*. Um uns vor weiteren Überraschungen zu schützen überarbeitete ich noch mal die Routeneingabe und gab als Priorität an, auf den kürzesten Weg zum Ziel geführt zu werden. Irgendwie werden mir diese elektronischen Seelentröster immer unsympathischer.

An der Autobahnausfahrt Nr. 67 Allershausen wurden wir dann auf die Landstraße gelotst wo wir an Dörfern mit so seltsamen Namen wie Appercha, Jarzt, Amperpettenbach, Sulzrain, Lotzbach, Ampermoching, Hebertshausen usw. vorbei kamen. Irgendwie hatte ich das dumpfe Gefühl, dass wir dank Navi mal wieder komplett im Kreis gefahren sind. Aber besser so, als sich mit Landkarten und Stadtplänen durch die Geometrie zu quälen. Wenn wir uns an vergangene Shows zurückerinnern, deren Location wir erst nach zig Kilometern Irrfahrt gefunden haben, nehmen wir heute gerne ein paar Kilometer navigierten Umweg in kauf. Man ist irgendwie erholter, wenn man am Ort des Geschehens eintrifft.

Kurz nach 19 Uhr suchten wir die Umgebung des Karlsfelder Bürgerhauses nach einen Parkplatz ab, wenige Minuten später standen wir in einer Parklücke und eilten zum Kofferraum, um uns mit Digicams, Akkus und Speicherkarten zu bewaffnen. Im Bürgerhaus zogen wir unsere Karten raus und betraten unkontrolliert die Halle um unsere Plätze zu inspizieren. Welch eine Freude - mittig zu den Ringseilen und mit geradem Blick auf den Entrance. Während sich Blackhart häuslich niederließ machte ich schon mal die Runde und schüttelte unzählige Hände. Am Stand von Wrestlingcorner.de bestaunte ich erst einmal ein Foto von CSM mit der Bemerkung, dass es sich hierbei doch wohl um eine Fotomontage handeln muss, denn man sah den Kopf von Mike auf den Körper eines Bodybuilders. Wie sich später herausstellte handelte es sich durchaus um keine Montage, sondern um den mittlerweile durchtrainierten Körper von Mike. So hatten wir ihn nicht in Erinnerung. Er hat sich wirklich gewaltig gesteigert.

Mit einer leichten Verspätung begann die Show mit einer Rede von Mike Ritter, welcher nebenbei Kartonweise Gummibärchen an die Fans verteilte.

Die beim Einzug der Gladiatoren nicht nur bei der PWA übliche Zirkus-Entrance stieß bei mir mal wieder auf Kritik - so wie halt jedes mal, wenn sie zu Beginn einer Show gespielt wird. Als Einzugsmusik für ein paar Clowns mag sie ja passabel sein, aber für eine Wrestlingveranstaltung??

Kurz zu den Kämpfen:

Der Opener Kovac vs. Crazy Sexy Mike war eine klasse Eröffnung der Show. Besonders erwähnenswert ist die Körperstatur die sich CSM antrainiert hat - wir hatten ihn schließlich seit über einen Jahr nicht mehr gesehen. Was wir hier jedoch sahen war ein ganz neuer CSM. Wie man sich denken kann war der Kampf sehenswert, da Kovacs und CSM einfach super zusammenspielen. Das Match war dermaßen gut das es eigentlich egal war, wer es gewinnt, da beide Wrestler in Hochform waren. Trotzdem waren wir begeistert als Kovac den Opener mit dem Windows Peak beendete.

Die Damen-Europameisterschaft bildeten Blue Nikita © vs. Jazzy - eine der besten Zusammenstellungen innerhalb der Euro-Szene und wieder ein gutes Beispiel wie spektakulär Damenkämpfe aussehen können. Da auch die Damen in Hochform waren konnte man während des Kampfes den Ausgang kaum erahnen. Nach einem atemberaubenden Fight besiegte Blue Nikita ihre Gegnerin. Ein Lob an die beiden!

Im dritten Kampf “Rentner“-Hulk Günther Wagner vs. Mr. Tattoo zeigte Hubert Fritz, dass er mit jedem Gegner klarkommt - wirklich ein beachtlicher Wrestler! Es bereitete ihn auch keine Probleme seinen wrestlerisch inkompetent wirkenden Gegner gut aussehen zu lassen - anscheinend verfügt er neben seinen wrestlerischen und schauspielerischen Talenten auch über Wissen in der Altenpflege *lach*. Als er gleich zu Beginn des Matches den altersschwach und wacklig auf den Beinen wirkenden Bayern-Hulk ein paar Mal niedermähte dachten wir schon, wir müssen die bayerische Blamage … äh … “Ikone“ später mit Schaufel und Besen aufkehren. Aber wer dem Veranstalter einer Wrestlingshow SAT1 in die Halle bringt darf auch gewinnen - auch wenn er sich dabei so dämlich anstellt wie der Bayern-Hulk. Der Sieg Wagners gegen das durchtrainiert wirkende Kraftpaket aus Österreich kam dann alles andere als glaubwürdig rüber, auch wenn Mr. Tattoo alles daransetzte ihn so realistisch wie möglich aussehen zu lassen. Um das Kraut gar fett zu machen ließ sich der Bayern-Hulk anschließend von SAT1 interviewen - welch einen Eindruck müssen die Zuschauer vom europäischen Wrestling haben wenn sie ihn im Fernsehen angucken? - Quasi “So sieht also Wrestling [in Bayern] aus“ *lach*. Welch eine Blamage für das Euro-Wrestling!!

Nach diesem Match waren erst einmal 15 Minuten Pause angekündigt, aus denen dann doch 35 Minuten wurden. Wir nutzten die Gelegenheit um unser Auto vom entfernten Parkplatz zu holen und gegenüber der Halle zu parken. Dabei fiel uns auf, dass wir vor lauter Veranstaltungs-Hektik vergessen hatten unser Navigationssystem abzuschalten, geschweige denn abzubauen. Als wir einstiegen zeigte es immer noch den Stadtplan von Karlsfeld auf dem bunten Display an. Ein Wunder, dass sich noch niemand bedient hat. Zurück in der Halle beobachteten wir einige Fans, die sich mit den Bayern-Hulk fotografieren ließen. Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen. Eine Minute später schoss Blackhart ein Foto von mir und dem Rentner-Hulk - aber so wie ich mir das vorgestellt hatte:

Wir talkten noch mit einigen Fans, schossen ein paar Fotos - unter anderem von der Freisinger Dame, die nach Art der “Wiener Oma“ bei der letzten XCW-Show den Ref immer wieder an seine Aufgaben erinnerte. Nachdem wir noch den lustigen Ringgong (Kochtopfdeckel und Kochlöffel) fotografisch festgehalten hatten ging es auch schon weiter.

Der vierte Kampf XL-Legend vs. Murat Bosporus war wieder ein Augenschmaus! Viele Fans machen auch heute noch den Fehler den leicht pummelig wirkenden Murat zu unterschätzen. Sieht man sich seine Kämpfe an, wird man sehr schnell eines besseren belehrt. Schlechte Tage oder zu gute Gegner scheint es für ihn nicht zu geben, denn wann immer man ihn sieht liefert er einen gigantischen Kampf ab der sämtliche Fans in der jeweiligen Halle von den Stühlen reißt. Das gilt auch für XL-Legend, der ebenfalls ein Garant für erstklassige Kämpfe ist. Aber trotz der vielen Murat-Chants beendete XL-Legend den Kampf mit einen STO.

Die internationale Juniorenmeisterschaft war dann wieder was für Freunde des schnellen Wrestlings. Flying Dragon punktete durch seine jahrelange Erfahrung, sein Gegner Denny Steger durch seine von Kampf zu Kampf gesteigerte Motivation und - wie Dragon - durch Ausdauer. Das muss man einfach gesehen haben - welch ein Kampf!!!! Hatte ich Steger noch vor wenigen Jahren mehr oder minder unbewusst als “Backyarder“ eingestuft, so sehe ich ihn heute neben Absolute Andy als das “Newcomer“-Talent überhaupt. Kaum zu glauben welche Energie in diesen Kampf steckte. Teilweise schien es so als wenn der wrestlingerfahrene Flying Dragon wenig gegen die geballte Kraft aus Bayern ausrichten könnte und so verwunderte es schon fast nicht mehr, als Denny Steger den Kampf mit einen Superfly Splash beendete.

Mainevent: Cannonball Grizzly vs. Bambikiller. Bereits Tage zuvor stellte ich mir die Frage, was Bambi wohl mit 181 Kilo Masse als Gegner anstellen könne. Ich hatte meine Bedenken beim Gedanken, dass dieser Kampf ausgerechnet als Mainevent organisiert war. Aber nein, ich wurde eines besseren belehrt! Grizzly ist keinesfalls so schwerfällig wie man ihn auf den ersten Blick einzuschätzen vermag, nein Cannonball ist ein bewegliches Tier. Auch vor “Highflying-Aktionen“ ist man bei ihm nicht sicher. Wenn er in die Seile geht sieht man geballte Kraft und man hat ernsthafte Bedenken, ob der Ring bei seinen Aktionen auch wirklich standhaft bleibt. Trotz seiner ersichtlichen Masse bringt er dabei noch eine Ausdauer mit, die einem vor Neid erblassen lassen. Und wie man sehen konnte bringt auch Bambi einiges zustande wenn man ihn einen Gegner präsentiert, an dem er zu Knabbern hat. Bereits in den ersten Minuten wuchtete er Grizzly in die Höhe dass vielen von uns die Spucke wegblieb. Trotz meiner anfänglichen Bedenken ging dieses Match absolut als Mainevent durch.

Fazit: Der Weg nach Karlsfeld hat sich wirklich gelohnt! Aufgrund der großartigen Kämpfe kann man über die wrestlerische Untauglichkeit des Rentner-Hulks durchaus hinwegsehen. Auch die Organisation ließ keine Wünsche offen. Und für uns war’s schön, dass wir nur zirka 180 Kilometer zu einer Show hatten statt den üblichen Horrortouren die es zu bewältigen gilt, wenn wir eine Show im Norden ansehen.

Die Heimfahrt ist nicht weiter erwähnenswert - außer dass es in der Nähe der Dachauer Gedenkstätte mal kurz hinter uns blitzte. Zwanzig Meter weiter peilten wir, dass wir mit normaler Stadtgeschwindigkeit durch eine 30´er Zone "geheizt" sind. Na mal sehen was dabei rauskommt. Während sich Blackhart vom Navi-System den restlichen Heimweg erklären ließ war ich wie üblich mit dem Notebook auf den Oberschenkeln damit beschäftigt, die Fotos der Show zu überspielen. Am Rasthof Holledau pausierten wir kurz, um unser Abendessen nachzuholen. Dann ging es wieder in Richtung Heimat. Irgendwann kurz nach halb zwei morgens rollten wir in die vertraute Tiefgarage, Minuten später saßen wir vor unseren Rechnern, aber irgendwie übermannte uns die Müdigkeit - schließlich waren wir seit fast 21 Stunden auf den Beinen. Da die Überarbeitung der Fotos, das Erstellen der Thumbnails und Webseiten gut zwei Stunden in Anspruch nehmen vertagten wir die Computersession und legten uns schlafen. Das wiederum ist einmalig, da besonders ich ansonsten immer bemüht bin, die Fotos so schnell wie möglich online zu bringen. Aber ein paar Stunden Schlaf taten gut weshalb - ihr werdet es Euch fast denken können - der Tourbericht hier auch endet.

Geschrieben: Robby Ventura